Samsung Galaxy Fold Test: Man ist enttäuscht
Das Samsung Galaxy Fold ist im Handel erhältlich, und viele TesterInnen konnten bereits Hand an das Gerät legen. Was sie sagen, lest ihr hier!
Die Tests von Ars Technica, The Verge und Tom’s Guide sind sich einig. Eine Zusammenfassung folgt sogleich:
Die Idee des Samsung Galaxy Fold
Ein Gerät, das nahtlos zwischen Smartphone und Tablet wechselt: Dies ist der Hintergrund, vor dem das Galaxy Fold entstand. Ein flexibles OLED-Display sollte das Beste aus beiden Welten vereinen – das Gerät soll leicht einzustecken sein und ein Multitasking-Wunder, wenn man es aufklappt. Der Plan war, dass das Samsung Galaxy Fold den Zenit des Smartphone-Bergs erklimmt: Kann so ein Multifunktionsgerät überzeugen?
Die Zukunft laut Samsung begann im Februar 2019. Mit einem riesigen Marketing-Budget wurde das Gerät vorgestellt, und gegen April bekamen die ersten TesterInnen die Hardware in die eigenen Hände. Im Internet machten sich schnell Geschichten breit, dass das Display Probleme machte. Pixel gingen plötzlich in der Falz kaputt, Staub und Brösel zerstörten das Galaxy Fold bei Normalnutzung. Der Marktstart wurde verschoben und nun kommt das Smartphone erneut in den Handel.
Zwei Displays sind besser als eines?
Samsung hat nun die Spaltmaße reduziert, den Faltmechanismus überarbeitet und das Gerät in einer neueren Version veröffentlicht. Die Idee dahinter ist ja gut, und die Aufgabe für das Samsung Galaxy Fold ist klar: Es soll ein Super-Smartphone sein und gleichzeitig ein revolutionäres Tablet. Dafür dient der Screen (4,6 Zoll, 1680 x 720) im gefalteten Zustand, und aufgeklappt erwarten euch insgesamt 7,3 Zoll mit einer Auflösung von 2152 x 1536 Pixel.
Doch was allen TesterInnen rasch auffällt: Beide Bildschirme erfüllen ihren jeweiligen Zweck nicht. Der Frontscreen ist zu klein für normale Nutzung, beispielsweise sind die Tastatur-Tasten so klein, dass ihr mit einem Daumen drei bis vier Tasten abdeckt. Hier müsst ihr euch komplett auf die Autokorrektur verlassen. Nicht nur das, auch der Tablet-Modus ist im Prinzip so gestaltet, dass ihr die Handy-Versionen eurer Android-Apps nutzt – nur breiter. Das bringt uns zum zentralen Thema des Samsung Galaxy Fold – Android.
Die Software: Kein Tabletmodus
Anscheinend funktioniert es unter Android 9.0 noch nicht, am selben Gerät zwischen Handy- und Tablet-Apps hin und her zu wechseln. Das bedeutet, dass nur die wenigsten Apps von dem breiteren Display profitieren – am ehesten sind dies noch Games, die euch mehr von der Umgebung anzeigen können. Doch normale Chat-Apps werden so unnatürlich breit dargestellt, obwohl die Tablet-Version der selben App den Platz weitaus klüger nutzen könnte.
Umso fieser ist es, dass Android 10 anscheinend diesen Switch beherrscht beziehungsweise zulässt. Warum Samsung also sein Galaxy Fold nicht mit Android 10 ausliefert, um zumindest diesem Thema zu entgehen, entzieht sich jedweder Kenntnis. Der Smartphone-Teil des Geräts ist also zu schmal und zu klein geraten, wohingegen der Tablet-Teil in Wahrheit nur ein extra breites Smartphone ist. Anscheinend hat man versucht, ein iPad mini faltbar zu machen – und herausgekommen ist ein schwaches Smartphone mit einem schwachen Tablet.
Sonstige Auffälligkeiten
Was TesterInnen auch auffällt, ist die Notch des Gerätes, also der Bereich des Displays, der oben rechts von Kameras abgedeckt wird. Allerdings ist der Bereich weitaus größer, als die Sensoren es bräuchten – eine weitere fragliche Design-Entscheidung von Samsung. Hinzu kommt, dass man das Galaxy Fold so gut für alles aufklappen muss – da sich das Gerät allerdings nicht mit einer Hand öffnen lässt und ihr ziemlich brutal zu Werke gehen müsst, ist das unpraktisch.
Apropos unpraktisch: Dadurch, dass dieses Smartphone gefaltet wird, erhöht sich natürlich die Höhe des Geräts. Während die Abmessungen im Tabletmodus 160,9 x 117,9 x 7,6 Millimeter betragen, werden sie im gefalteten Zustand zu 160,9 x 62,8 x 17,1 Millimeter. Klar, die Breite halbiert sich fast, aber die Höhe wird mehr als doppelt so viel! Wenn ihr also schon den Unterschied zwischen 8 und 9 Millimeter dünnen Smartphones erkennt, ist es Wahnsinn, ein 1,7 cm dickes Gerät etwa in der Hosentasche mitzuführen.
Technische Daten des Galaxy Fold
Das Samsung-Smartphone kommt mit zwei OLED-Bildschirmen (Front 4,6 Zoll, innen 7,3 Zoll) daher. Die Software läuft auf Android 9.0 mit einem OneUI-Skin von Samsung – angetrieben von einem Achtkernprozessor der Marke Qualcomm Snapdragon 855. 12 GB Arbeitsspeicher und eine Adreno 540-GPU runden das Kraftwerk ab, und 512 GB Speicherplatz sollten auch für die stärkste Nutzung eine Weile reichen. Alle WLAN-Standards, Bluetooth 5.0, GPS, USB 3.1 und NFC werden unterstützt.
Die Kameras fügen sich gut ins Gesamtbild ein: An der Front habt ihr einen 10 Megapixel-Sensor. Klappt ihr das Galaxy Fold auf, bekommt ihr den gleichen Sensor mit einem 8 Megapixel-RGB-Tiefensensor. Hinten als Hauptkamera erwarten euch ein 16 Megapixel-Sensor, ein 12 Megapixel-Weitwinkel und ein 12 Megapixel-Telesensor. Ein Fingerabdruck-Sensor zum Entsperren ist seitlich angebracht. Der Akku fasst 4.380 mAh, und das Galaxy Fold bringt stolze 276 Gramm auf die Waage. Leider reicht all dies nicht für ein gutes Produkt.
Kein guter Kompromiss
Wo soll man anfangen? Faltbare Displays sind noch nicht reif für die Prime Time, so viel steht fest. Ein faltbares Smartphone wird nie so dünn und praktisch sein wie ein einzelnes Smartphone, und das Galaxy Fold ist definitiv nicht so nützlich wie ein reines Tablet. Android ist für Tablets nicht die beste Software-Wahl, und darüber hinaus kann die derzeitige Version nicht mal den Tablet-Modus nutzen. Galaxy Fold-NutzerInnen können nur aufgeblasene Smartphone-Apps verwenden.
Hinzu kommt, dass das Gerät mit über 2000 Euro wirklich teuer ist. Es ist schwer, wirklich dick und unhandlich, und im gefalteten Zustand könnt ihr es wegen des kleinen Formats des Displays kaum als reguläres Smartphone benutzen. Für fast alles müsst ihr das Galaxy Fold aufklappen, und dazu braucht ihr beide Hände. Gemeinsam mit den fehlenden Software-Optimierungen, der nicht vorhandenen Ergonomie und der jederzeit sichtbaren Falz auf dem Display sind sich die TesterInnen einig: So sieht unsere Smartphone-Zukunft nicht aus.