Shadows Awakening Test (PS4): Diablo, nur anders
Mit Shadows Awakening steht Nachschub im Action-RPG-Genre ins Haus. Was dieser Titel gut macht? Lest mehr im Review oder auf der offiziellen Website des Spiels!
Die Vorgeschichte von Shadows Awakening
Alles beginnt mit einem ominösen Kapuzenmann. Er unterjocht einen Dämon, der bloß als der Verschlinger bekannt ist. Der Verschlinger hat damit keine große Freude, fügt sich aber seinem Gegenüber. Das hat allerdings seinen Grund, immerhin bedroht die Welt etwas, was weitaus mächtiger und einschüchternder ist als ein Mensch. In Shadows Awakening übernehmt ihr die Kontrolle über den Verschlinger und erforscht so die Lande. Gleich zu Beginn des Spiels wird klar, über welche Kräfte ihr verfügt.
Der Verschlinger kann nämlich sich andere Seelen einverleiben und daher seine Gestalt wechseln. Nicht nur dies, auch die Erinnerungen und Kräfte der Seelen bleiben erhalten. Somit könnt ihr in diesem Spiel bis zu 15 Charaktere spielen, den Dämon mit eingerechnet. Anfangs dürft ihr euch zwischen drei Seelen für eine einzige entscheiden, mit der ihr das Game startet. Wählt ihr den Jäger namens Jasker, den Krieger namens Kalig oder doch lieber die Magierin, die auf den Namen Evia hört?
Zwei Seiten der selben Welt
In Shadows Awakening könnt ihr jederzeit durch Drücken der R1- oder L1-Taste zwischen den Geistern eurer Gruppe durchschalten. Während die fleischlichen Jäger-, Krieger- und Magier-Avatare in der echten, farbigen Welt reisen, schwebt der Verschlinger durch die Schattenvariante der Umgebung. Manchmal kommt es vor, dass ihr bewusst zwischen den beiden Welten hin- und herspringen müsst. Nur so kommt ihr weiter, beispielsweise ist eine eingestürzte Brücke dort unversehrt. Sehr oft verstecken sich zusätzliche Schatzkristalle in der Schattenwelt, Neugier lohnt sich!
Dadurch, dass ihr mit bis zu vier Figuren auf die Reise gehen könnt, gibt es den einen oder anderen Unterschied für die MitstreiterInnen. Alle Avatare erhalten getrennt voneinander Erfahrung und Gegenstände, so könnt ihr beispielsweise dem Kämpfer sehr viel Ausdauer und Schutzausrüstung verpassen. Schaden hingegen richtet ihr mit der Magierin und dem Jäger an – das wäre eine mögliche Taktik. Alle Figuren besitzen ihre eigene Lebens- und Mana-Anzeige, auch das gilt es zu beachten. Bei manchen Gegnern ist es so, dass ein Schattenschild sie schützt – ein Fall für den Verschlinger. Trailer gefällig?
Ein Mix aus Diablo 3 und Divinity: Original Sin
Grundsätzlich teilt sich Shadows Awakening mit den beiden Titeln die isometrische Perspektive. Ihr könnt an der Kamera nichts verändern (hey, Diablo 3) und habt fast gleichzeitig die Kräfte von verschiedenen Klassen zur Verfügung wie in Divinity: Original Sin. Der Unterschied ist hier jedoch, dass ihr durch die Figuren durchschaltet und abgesehen von beschworenen Begleitern auf euch alleine gestellt seid. Bei sogenannten Sanktuarien könnt ihr eure Gruppe übrigens neu zusammenstellen und wiederbeleben, sofern ihr genug Seelen zur Verfügung habt.
Gehen euch die Seelen aus, könnt ihr die gesteuerte Figur nicht mehr heilen, und wenn sie tot ist, bleibt sie auch tot. Sterben der Dämon und alle seine Marionetten, ist das Spiel endgültig vorbei, und ihr müsst einen der vier Speicherslots bemühen, um neu zu laden. Gewisse Rätsel tauchen regelmäßig auf, und die teils fordernden Bosskämpfe verlangen von euch eine gut abgestimmte Party. Es lohnt sich also, euch durch die Menüs zu quälen – auch wenn ihr für jedes Gruppenmitglied wieder extra Ausrüstung, Fähigkeitenpunkte und Talente zu vergeben habt.
Ein wenig schwerfällig, so schwant mir
So wie die bereits angesprochene Menüführung kommt Shadows Awakening auch nicht wirklich über seine langen Laufwege hinweg. Manchmal müsst ihr von einem Ort zum anderen reisen, mittendrin umkehren und nach einem Gespräch wieder zum Ursprungsort laufen. Das beginnt ganz langsam schon in der ersten Spielstunde, nachdem ihr es in eine Stadt geschafft hat. Leider wird das nicht besser, und dieses Verhalten zieht sich auch in den Kampf. Wer einen Vergleich mit dem Branchenprimus Diablo 3 zieht, muss feststellen, dass Shadows Awakening zwar brav mithält, aber dennoch verliert.
Eure verschiedenen Fähigkeiten haben um eine Spur zu lange Abklingzeiten, und die Attacken dauern um eine Spur zu lange in ihrer Ausführung. Gemeinsam ergibt das Ganze ein Kampfsystem, das zwar nach Action aussieht, doch bei näherer Betrachtung nicht so richtig ziehen will. Beispielsweise könnt ihr Animationen von Angriffen nicht abbrechen, ein rasches Ausweichen eines Angriffs, den ihr kommen seht, ist daher nicht möglich. Das finde ich schade, denn so hätte man skillbasiertes Spiel belohnen können – so steckt ihr noch mehr Zeit in das unnötig frustrierende Inventar.
Ein bisschen Krampf muss sein
Das bereits angesprochene Inventar und die Fertigkeitenpunktevergabe verlangen ein wenig Geduld von euch. Wenn ihr erst einmal ein paar Kombinationen herausgefunden habt, die im Kampf gut funktionieren, ist man dazu verleitet, diese immer wieder zu benutzen. Leider will Shadows Awakening sein Novum mit dem Wechseln der Welt schon fast zu oft einsetzen, was dann dazu führt, dass ihr teilweise nur um des Wechseln willens zwischen Diesseits und Schattenwelt herumspringt.
So gut die Ideen und die Mechanismen von Shadows Awakening auch sein mögen, bei der Umsetzung gibt es dann und wann fragwürdige Dinge. Beispielsweise werden auf eurer Minimap immer gelbe Rufzeichen angezeigt, wenn ihr eine Quest auswählt. Allerdings gibt es hierzu keinen Automatismus, es bleibt also stets euch überlassen, mit der linken Richtungstaste eine Haupt- oder Nebenaufgabe anzunehmen. Ein Tutorial, das euch darauf hinweist, gibt es nicht. Auch, dass ihr zum Gebietswechsel die Aktionstaste halten müsst, ist optisch nur schwer auszumachen.
Technisch schön, aber limitiert
Wer schon einmal Diablo 3 gespielt hat, musste sich über den Art-Stil wundern und gleichzeitig über die Flüssigkeit des Games staunen. Hier geht Shadows Awakening andere Wege: Durch ein Limit von 30 Bildern pro Sekunde büßt der Titel seine Leichtigkeit ein. Dafür ist bei der Grafik mehr los, es gibt mehr Details, Schatten und Effekte zu sehen. Das Eintauchen in die Schattenwelt ist jedes Mal aufs Neue gut umgesetzt, wenn die Farben einfach so verschwinden und dann wieder zurückkehren.
Bei der Akustik fehlt es ein wenig an Bass. Ihr wendet mit Fortdauer des Spiels immer mächtigere Attacken an, doch davon hört man nur wenig. Die deutsche Vertonung und die Soundeffekte an sich sind voll in Ordnung, da kann man die 20 Stunden Spielzeit pro Spieldurchlauf schon genießen. Bei der Steuerung ist es jedoch so, dass gemeinsam mit den teils hölzernen Animationen und der umständlichen Menüführung Punkte unnötig liegengelassen werden. Hier wäre eindeutig mehr drin gewesen!
Fazit zum Spiel: Nachschub für Genre-Fans
Frische Ideen treffen auf eine Story, die mal etwas Anderes ist. Gleich zu Beginn des Spiels wählt ihr in gewisser Weise nicht nur einen von drei Charakteren, sondern auch einen persönlichen Rachefeldzug. Bis zu 15 Charaktere lassen sich in einem Spieldurchgang steuern, und das Wechseln zwischen Diesseits und Schattenwelt ist ein gelungener Mechanismus für Kämpfe sowie Rätsel. Zwar wird genau dieser Mechanismus bis zum Ende ausgereizt und führt zu übermäßigem Einsatz, doch Shadows Awakening ist trotzdem ein gutes Spiel.
Abzüge gibt es für die hakelige Steuerung im Inventar, teils schwache Animationen und die Framerate von 30 Bildern pro Sekunde. Daher kommt, obwohl das Genre eigentlich für schnelles Spiel gemacht wäre, einfach kein einheitlicher Spielfluss zustande. Abgesehen davon macht Shadows Awakening vieles richtig und bietet Fans des Genres viel Futter. Wenn ihr wollt, könnt ihr diesen Titel zumindest drei Mal durchspielen, um wirklich alles gesehen zu haben. Versammelt eure Seelen, wertet eure Charaktere auf und prügelt euch durch die Feindeshorden – der Loot wartet!