Snapchats Spectacles im Test: Sommerlich
Nach Google Glass folgen nun die Spectacles von Snap Inc. – das ist eine High-Tech-Sonnenbrille. Mit ihr könnt ihr nicht nur vor Sonnenstrahlen geschützt werden, sondern auch kurze Videos aufnehmen. Wir haben sie getestet, lest unser Review! Zur offiziellen Website geht es hier.
Das Auspacken und das Etui
Die Spectacles kommen zu euch in einer ähnlichen Verpackung, in der ihr Tennisbälle vermuten würdet. Länglich und rund gehalten versteckt eine Plastikbox die Video-Sonnenbrille, um die sich eure Snapchats in Zukunft drehen werden. Mit von der Partie sind eine Anleitung zum Verbinden der Spectacles mit eurem Gerät, eine hochwertige Aufbewahrungshülle sowie die Brille selbst.
In der Aufbewahrungshülle befindet sich noch ein Kabel, das an einem Ende einen USB-Stecker bietet. Das andere Ende hat einen magnetischen Connector für die Hülle bekommen. Das Etui hat auch einen fest vordefinierten Platz für eure Spectacles, von der Ferne einfach mal reinwerfen spielt’s daher nicht. Die Hülle besitzt anfangs noch einen sehr strengen Eigengeruch der Marke Plastik, das vergeht aber binnen Tagen.
Die Spectacles selbst sind eine kleine Spur schwerer, als ihr es vermuten würdet. Da der Akku, die Kameralinse und die Gläser allesamt vorne verbaut sind, ist von Ausbalanciertheit nichts zu merken. Im Alltag bemerkt ihr das Gewicht aber gar nicht, die Spectacles fühlen sich einfach wie eine wertige Sonnenbrille an. Während das Design Geschmackssache ist, gibt es an der Verarbeitung nichts auszusetzen. (Das Design wurde von anderen als “girly” bezeichnet. Hm.)
Clever verpackt, clevere Technik
Die Gelenke sitzen ordentlich, es gibt keine Spaltmaße, nichts quietscht oder wackelt. Es ist einfach eine modische Sonnenbrille, möchte man meinen, doch hinter den Spectacles verbirgt sich die eine oder andere Überraschung. Zwei gelbe Kreise an der Front zeigen an, dass hier mehr am Werk ist. Beim rechten Glas ist eine Kamera angebracht, und beim linken Glas eine Anzeige für Batterie und Aufnahme.
Damit nicht genug, auch an der Innenseite befindet sich eine kleine Leuchte. Sie zeigt euch in 10-Sekunden-Abschnitten an, dass ihr gerade filmt (das sieht man übrigens auch an der Anzeige außerhalb). Blinkt die innere Leuchte, hört das Video binnen zwei Sekunden auf – Endspurt! Ebenfalls an der linken Seite angebracht ist ein Auslöserknopf. Drückt ihr ihn, startet ihr die Aufnahme, und haltet ihr ihn vor Ablauf der zehn Sekunden, stoppt ihr das Video.
Geladen werden die Spectacles über das mitgelieferte Etui. Dieses hat nämlich ebenfalls einen Akku integriert, und Snap Inc. verspricht, dass ihr die Brille mit einer Etui-Ladung bis zu vier Mal aufladen könnt. Die Aufbewahrungshülle fühlt sich außen fast hart an, ist aber ganz leicht gummiert – die Innenseite, in der dann eure Spectacles liegen, ist sehr weich und nahezu flauschig. Die Videos, die ihr macht, werden automatisch an euer Smartphone gesendet.
Videoperformance und Akkulaufzeit
Kommen wir zum Knackpunkt dieses Reviews. Videos, die ihr mit den Spectacles von Snap Inc macht, lösen mit 1152 x 1152 Bildpunkten (also knapp 1,3 Megapixeln) auf. Eine Ultra-HD-Qualität dürft ihr also für eure 160 Euro nicht erwarten! Da die Spectacles aber Sonnenbrillen sind, wird euch unauffällig nahegelegt, sie nur bei Sonnenschein zu benutzen. Solange die Beleuchtung stimmt, ist an der Qualität nichts auszusetzen.
Die Videos werden in angenehm flüssigen 60 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Auch, wenn ihr die Videos in eure Galerie abspeichert und versendet, verpasst niemand auch nur ein Detail. Allerdings nehmen die Spectacles ein kreisförmiges Video auf. In Verbindung mit der Snapchat-App ist das sogar ziemlich sinnvoll: Egal, wie ihr euer Handy dreht, das Video dreht sich live mit. Fast wie ein 3D-Video, nur für die Stabilität.
Ein kleiner LED-Ring zeigt Anwesenden an, dass ihr gerade filmt – ihr braucht euch also keine Gedanken um Privatsphäre zu machen. Mit einer Brillen-Akku-Ladung kommt ihr knapp 30 Videos weit, sprich 300 Sekunden Videoaufnahme. Dafür ist hier schon die Synchronisation auf euer Smartphone eingerechnet. Da dieser Prozess großteils automatisch passiert, gibt es Pluspunkte!
Anbindung zum Smartphone
Damit die Spectacles einwandfrei funktionieren, müsst ihr sie wie jedes Bluetooth-Gerät zuerst einmal koppeln. Hier kommt euch die beigelegte Anleitung zugute: Einschalten, suchen, sieben Sekunden die einzige Taste auf der Brille halten, und gut ist! (Okay, ihr müsst noch mit der aufgesetzten Brille auf einen Snapcode blicken.) Der Prozess liest sich vielleicht fremdartig, lässt sich aber rasch und ohne Komplikationen durchführen.
Habt ihr keinen Snapchat-Account, sind die Spectacles sinnlos. Die Videos werden ausschließlich mit der Snapchat-App synchronisiert und ihr könnt sie dort sofort teilen. Standardmäßig importiert ihr die Videos in SD-Qualität von den Spectacles, das läuft über Bluetooth. Wollt ihr allerdings HD-Qualität, sprich die Videos in ihrer glorreichen 1152×1152-Auflösung, müsst ihr selbst Hand anlegen.
In der Snapchat-App könnt ihr nämlich eure Videos in HD importieren. Drückt ihr auf den Knopf, spannen die Spectacles ihr eigenes WLAN auf (fast wie eine Drohne) und ihr müsst euer Smartphone mit diesem verbinden. (Das WLAN-Netzwerk heißt dann genau so, wie ihr eure Brillen getauft habt.) Danach flutscht es, und binnen weniger Sekunden habt ihr eure HD-Videos auf dem Smartphone. Viel einfacher geht’s wirklich nicht.
Spectacles: Spektakulär, aber nicht weltbewegend
Was hat mir eigentlich nicht an den Spectacles gefallen? Das extrem weitwinklige Video ist sehr gut für Aufnahmen, die sich direkt vor euch abspielen. Wenn ihr aber etwa einen Fußballer von der Seitenlinie aus betrachtet, ist dieser im Video so klein, dass es kaum Spaß macht. Panoramen wirken ebenfalls etwas verzerrt, und da die Kameralinse beim rechten Glas angebracht ist, habt ihr in der Egoperspektive keine Symmetrie.
Das war’s auch schon fast mit der Nörgelei – abgesehen von der Performance bei schwachem Licht. Da man aber bei schwachem Licht sowieso keine Sonnenbrille tragen sollte, ist dieser Punkt nichtig. Der Rest ist wirklich cool: Die Bedienung ist einfach, die Qualität der Spectacles hoch, die Snaps sehen gerade im Sonnenschein richtig gut aus, und auch hastige Bewegungen werden toll in 60 Bildern pro Sekunde eingefangen.
Das hochwertige Case und das geflochtene Ladekabel unterstützen den hochwertigen Eindruck weiter. Bleibt nur noch die Frage, für wen die Spectacles eigentlich sind! Falls ihr immer eine Hand frei habt und Qualität über alles geht, solltet ihr eure Snaps weiterhin mit dem Smartphone erstellen. Wenn ihr aber geneigte Snapchat-UserInnen seid und gerne kurze Spontanvideos aus der Ich-Perspektive drehen wollt, seid ihr hier richtig. Nebenbei gesagt: Auch die Sonnenbrillenfunktion ist gut gelungen.