Solo: Islands of the Heart Test (Switch): Durchschnitts-Puzzler
Das Switch-Game Solo: Islands of the Heart versucht einen Drahtseilakt. Einerseits soll es ein Puzzlespiel sein und andererseits eine Art Psychotest. Seid ihr bereit für die Liebe? Lest das Review!
Ein Experiment, ein Spiel, ein Puzzle-Game
Solo: Islands of the Heart wird auf der offiziellen Website des Spiels wie folgt beschrieben: Liebe ist ein universelles Gefühl, doch wir alle erleben sie auf verschiedene Weise. Solo: Islands of the Heart erforscht das Thema Liebe mithilfe von Introspektion. Ihr könnt durch das Spielen eure eigenen Erfahrungen erkennen und über sie nachdenken. Die Welt ist in Archipele unterteilt und jede Insel steht für ein einzigartiges Rätsel. Das Lösen von Rätseln verleiht euch Zugriff auf ein Schlafendes Totem. Weckt es auf, um eine Frage über Liebe und Beziehungen beantwortet zu bekommen. In der Liebe gibt es keine einzig wahre Antwort, dasselbe gilt für die meisten Rätsel. Mit Kisten, die alle über unterschiedliche Eigenschaften und Verhaltensweisen verfügen, könnt ihr euch euren eigenen Weg zu den Schlafenden Totems jeder Insel bahnen. Haltet besondere Momente mit eurer Kamera fest, spiele Gitarre, füttert Tiere oder sitzt einfach auf einer Bank und denkt nach.
Genau so gemütlich, wie der vorige Absatz klingt, spielt sich dieser Titel auch. Es gibt keinen Zeitdruck, keine Gegner und schon gar keine Lebensanzeige. Ihr erforscht eure Mini-Inseln ganz in eurer eigenen Geschwindigkeit. Viele Interaktionsmöglichkeiten habt ihr abgesehen vom Schwimmen und Klettern nicht. Ihr dürft mit den Charakteren, die sich auf den Inseln tummeln, sprechen, Boxen herumheben und auf mittelhohe Vorsprünge klettern. Diese Mechanismen reichen aus, damit ihr zu einem Leuchtturm kommt. Diesen aktiviert ihr, und dann dürft ihr zu einem Schlafenden Totem gehen. Ihr bekommt eine Frage gestellt, die sich meist um eure aktuelle Beziehung dreht, und danach spielt ihr auf der nächsten Insel weiter. Habt ihr ein Archipel geschafft, lädt Solo: Islands of the Heart schon das nächste. Damit ihr ein Gefühl für das Spiel bekommt, hier ein Trailer von der PS4-Version des Games:
Interessante Entscheidungen
Während ihr in den ersten Minuten des Spiels noch unbeholfen herumstapft, ändert sich das relativ rasch. Schritt für Schritt erlernt ihr den Umgang mit eurem Fallschirm und eurem Zauberstab, doch das Puzzledesign bleibt stets gleich. Ihr müsst Höhen und Abgründe überwinden, um zu einem Leuchtturm zu kommen. Danach gilt es, das Totem zu erreichen, und das Spiel beginnt von vorne. Dabei behilflich sind euch Kisten und Blöcke, die alle etwas unterschiedlich agieren. Während die reguläre Kiste zum Klettern gedacht ist, kann ein Propeller-Block euch in die Lüfte befördern. Dann gibt es noch einen transportablen Brücken-Block, den ihr dann als Brücke verwenden dürft. Das Gameplay von Solo: Islands of the Heart gibt nicht sonderlich viel her, aber glücklicherweise gibt es ja noch die andere Hälfte – der psychologische Einblick in euer Liebesleben!
Die Fragen der Totems sind zwar ungewöhnlich persönlich, aber nichtsdestotrotz etwas, was ein Jugendrating beim Spiel rechtfertigen würde. Da geht es beispielsweise darum, ob ihr euch vorstellen könnt, in mehrere Personen gleichzeitig verliebt zu sein oder ob man in einer Beziehung wirklich alles miteinander teilen muss. Eine wirkliche Therapiesitzung wird hier aber nicht erreicht; die Totems geben gerne nichtssagende Antworten, die nichts mit euren Angaben zu tun haben. Das ist wirklich schade, denn genauso erschließt es sich mir nicht, was das Gameplay mit dem Liebes-Thema zu tun haben sollte. Hier herrscht eine nicht zu ignorierende Dissonanz, was Solo: Islands of the Heart leider jeden Spielspaß raubt. Da die Rätsel sich rasch wiederholen und ermüdend wirken, ist es auch schwer, der „Story“ dann noch eine zweite und dritte Chance zu geben. Schon zu Beginn des Spiels werdet ihr beispielsweise nach eurem Geschlecht gefragt: Männlich, weiblich, oder alt. Echt jetzt?
Technisch leider sehr zurückhaltend
Das friedliche Look-and-Feel-Setting kann zwar in kleinen Dosen entspannend wirken, doch in Wahrheit ist diese simple 3D-Grafik nicht gut geraten. Nicht nur, dass es nicht hübsch aussieht, es ruckelt auch immer wieder – so schwach ist die Switch nun wirklich nicht! Die Animationen, die Modelle und auch die Umgebungen sehen aus, als wären sie bestenfalls einem PS2-Spiel entsprungen. Im Jahre 2019 ist das schon fast eine Beleidigung fürs Auge, doch auch den Ohren geht es nicht viel besser. Manche Tunes sind so gestaltet, dass sie während den Rätseln einfach verschwinden, andere nerven euch jedoch bis zum Ende. Was hier die Intention dahinter war, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Da hilft es nur bedingt, dass ihr die kleinen Tierchen im Spiel auch streicheln könnt.
Was die Steuerung von Solo: Islands of the Heart angeht, ist es ebenso schlecht bestellt. Die Kamera führt ein stures Eigenleben, was dazu führt, dass ihr gefühlt ständig mit Korrekturen beschäftigt seid. Nicht nur das, die Block-Puzzles verlangen auch ein wenig von eurem Fingerspitzengefühl – spätestens, wenn ihr mit dem Zauberstab herumhantiert. Eine witzige Begebenheit ist, dass euer Avatar schneller schwimmt als läuft. Insgesamt ist Solo: Islands of the Heart ein Mix voller unverständlicher Entscheidungen, was das Gameplay angeht. Niemand kann diesen Titel im Beta-Stadium gespielt haben und gesagt haben „ja, das macht richtig Spaß so“. Dass die Puzzles nur zur Nebensache verkommen und als Spielzeitstrecker zwischen den Fragen dienen, sei dahingestellt. Schade ist, dass dann auch der integrierte Psychotest im Spaß-Test durchfällt.
Solo: Islands of the Heart: Nur wenig liebevoll
Die Ambitionen des Titels sind lobenswert: Auch NichtspielerInnen könnten hier etwas finden, das sie reizt und interessiert. Allerdings ist kaum Story vorhanden, das heißt, von Anfang an seid ihr auf euch alleine gestellt. Ihr müsst erst nach und nach herausfinden, worum es geht – da verliert man schon einige AnfängerInnen. Gut, Solo nimmt euch halt nicht bei der Hand, na und? Dann kommt das nächste Fallbeil: Das Beantworten der Fragen der Totems macht absolut keinen Spaß und bietet keinen Mehrwert. Dafür gibt es dann die Puzzles, richtig? Wieder falsch, sie sind bestensfalls mittelmäßig geraten. Sie dienen bloß als Mittel zum Zweck, damit ihr ein wenig Zeit beim tatsächlichen Spielen verbringt, Spaß machen sie aber auch nicht.
Alles in allem kann man sagen, dass die Ambitionen hoch und das Budget vermutlich sehr niedrig waren. Es hilft auch kaum, dass die Version für Nintendo Switch einfach nicht gut aussieht. Was vielleicht farbenfroh und entspannend wirken will, sieht in Wahrheit nur wie hingeworfen aus. Die süßen Tierchen (auch das ist Geschmackssache) können gestreichelt werden, und ihr habt immerhin die Auswahl bei eurem Avatar. Ihr dürft euch nämlich als männlich, weiblich oder weder noch bezeichnen, und auch bei der Frage, was ihr sucht (männlicher Partner, weiblicher Partner, beides okay), gibt sich Solo: Islands of the Heart sehr modern. Abgesehen davon gibt es nicht viel, was den Preis von 20 Euro rechtfertigt – da ist sogar bei einem iPad-Titel um keine 3 Euro besser investiert. Schade, vielleicht beim nächsten Mal!