Xperia Z2 von Sony im Test

von Mandi 19.05.2014

In den letzten Wochen habe ich einen neuen Gefährten gefunden. Ich tauschte mein vertrauenswürdiges iPhone 4S gegen das neueste und beste Smartphone von Sony, das Xperia Z2. Ich nahm dankend an, denn wenn man so knapp vor einem Handyneukauf steht wie ich, freut man sich über solche Smartphonetests!

In der Natur von TesterInnen liegt es natürlich, zuallererst einen Blick auf die technischen Daten zu werfen. Sie sind zweifelsohne wichtig, doch für mich steht im Vordergrund, wie das Gerät sich schlussendlich den BenutzerInnen präsentiert. Späße wie ein Fingerabdruckscanner oder ein Pulsmesser klingen zwar gut, aber wenn sie schlampig umgesetzt werden, bleiben sie leider nur Gimmicks, die niemand verwendet. Sehen wir uns einmal an, was das Xperia Z2 alles kann.

Sonys Homepage spart nicht mit Lob: „Die weltweit beste Kamera mit 4K-Videoaufnahme in einem wasserdichten Smartphone – nur das Beste von Sony bringt dir echte Erlebnisse“, ist da zu lesen. Doch damit nicht genug, das Xperia Z2 hat noch mehr zu bieten, wie etwa den mit 5,2 Zoll Bildschirmdiagonale ausgestatteten IPS-Bildschirm mit Full-HD-Auflösung (1920 x 1080 Bildpunkte).

Die weltweit beste Kamera wartet mit 20,7 Megapixeln auf, einer um ein Drittel erhöhten Sensorgröße (mehr Licht, bessere Bilder) und verschiedenen Modi, die das Einfangen von Erlebnissen erst so richtig zum Genuss machen sollen. Hinzu kommen dynamischer Sound, tolle Bilder, ein 2,3 GHz schneller Vierkernprozessor, die neueste Android-Version 4.4 KitKat sowie ein 3200-Milliamperestunden-Akku mit einer grandiosen Akkulaufzeit: Was soll hier noch schiefgehen?

Sony-Xperia-Z2-Seite

Sichtung der neuen Garde

Der erste Eindruck des Xperia Z2 ist zwiegespalten, ähnlich wie beim Sony Xperia Z Ultra: Der schlanke Umfang und die großartige Verarbeitung lassen euch zunächst staunen, und wenn ihr das Gerät in Betrieb nehmt, kann es euch sogar in Verzückung versetzen. Der erste Eindruck stimmt, sowohl Bild, Ton als auch Haptik sind beim Xperia Z2 in perfekter Balance. Aber die Größe, an die müsst ihr euch erst einmal gewöhnen.

Android 4.4 KitKat ist ja darauf ausgelegt, auf Geräten mit 512 MB RAM-Speicher zu laufen. Das heißt, dass das Xperia Z2 sich schwerstens langweilt, da ihm nicht weniger als satte 3 GB RAM zur Verfügung stehen. Gepaart mit dem flotten Vierkerner, der im Inneren werkelt, ist das Smartphone äußerst well gewappnet für alle zukünftigen Updates, die da kommen mögen. Leider ist das ab und an auftauchende Ruckeln bei den Android-Handys noch immer nicht Geschichte, und meine Vermutung ist, dass dies an den hauseigenen Skins liegt.

Das Xperia Z2 gerät hin und wieder ins Stottern, was bei solchen Hardware-Spezifikationen wirklich nicht mehr passieren sollte. Vermutlich bin ich hier nur überempfindlich und das Thema für hartgesottene Android-BenutzerInnen längst ein alter Hut, aber ich bin der Meinung, wenn es ein zwei Jahre altes iPhone hinbekommt, sollte es auch beim neuesten Android-Handset kein Problem sein.

Sein oder Schein?

Die Kamera ist mit Vorsicht zu genießen, oder besser gesagt: Die Kamerafunktion des Xperia Z2 verhält sich nicht immer so, wie sie es tun sollte. 20,7 Megapixel sind für die Marketingabteilung ein großartiges Mittel, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, doch für die BenutzerInnen hat es keinen Nutzen, wenn die Software derart aggressiv eingreift und die Bilder wenig ausbalanciert manipuliert.

Dieselben Probleme hatte schon das Xperia Z Ultra, klar, aber es wirkt, als hätte Sony hier noch immer nicht reagiert. Der Fokus (insbesondere bei Videos) ist hypernervös und lässt die Ergebnisse oft etwas kreativer als geplant aussehen. Die Kamera selbst hat sicher einiges auf dem Kasten, beispielsweise lassen sich mit der im Play Store erhältlichen Google-Kamera kleinere Mängel wie der Lag oder die nicht ganz optimale Verschlusszeit beheben. Das Eingreifen der Software bleibt allerdings bestehen.

Die Kamera des Xperia Z2 hat aber noch mehr zu bieten, wie etwa die Augmented-Reality-Funktionen mit Dinosauriern, Unterwasseranimationen und mehr. Ihr ahnt es bereits, auch diese Software-Suite hat es bereits bei den älteren Modellen gegeben. Allerdings hat Sony uns hier Neuerungen spendiert wie etwa einen Tiefenunschärfefilter oder die 4K-Videofunktion. Während Erstgenannte bei feinen Linien ein paar Schwächen zeigt, bringt Letztgenannte das Xperia Z2 an seine Grenzen. Kein Scherz.

4K-Video benötigt Unmengen an Speicher, was keine Überraschung darstellt. Aber: Das Xperia Z2 überhitzt regelmäßig nach zwei bis drei Minuten. Auch akkumäßig ist die Mehrbelastung spürbar, und ich bin mir nicht sicher, ob viele NutzerInnen diesen Kompromiss eingehen. Ist das Smartphone erst einmal überhitzt oder der Akku leer, ist es für diesen Zeitraum nicht mehr nutzbar – bei aller Liebe zu Features, erreichbar möchte ich persönlich dennoch bleiben.

Ein echter Dauerläufer

Im Normalgebrauch hält der Akku sehr gut durch, im Schnitt musste ich mit dem Xperia Z2 nur alle zwei bis drei Tage an die Steckdose (ein Quantensprung im Vergleich zum täglichen, nicht optionalen Ladevorgang mit meinem 4S). Darüber hinaus könnt ihr im Notfall den Sony-Stamina-Modus aktiveren, der euch im Falle des Falles noch einige Stunden oder sogar Tage Akkulaufzeit verschafft. Apropos Notfall: Das Xperia Z2 ist mit geschlossenen Abdeckungen – derer gibt es zwei – wasserdicht, falls es also einmal einen unfreiwilligen Abgang in nasse Gefilde machen sollte, müsst ihr euch keine Sorgen machen.

Sony-Xperia-Z2-Wasser

Um nochmals ein Datenblatt zu bemühen, hier hakt das Xperia Z2 sämtliche Dinge ab: GSM, UMTS, EDGE, 3G, LTE sind alle mit von der Partie, NFC und Bluetooth 4.0 sind ebenfalls integriert, und ihr könnt wahlweise eine microSD-Karte benutzen, um euren verfügbaren Speicher um bis zu 128 GB zu erhöhen. Damit nicht genug: Da ihr euch für ein Sony-Gerät entschieden habt, kommt auch die Plethora an Sony-Services vorinstalliert.

Ich halte mich kurz: Sobald ihr euer Xperia Z2 zum ersten Mal einschaltet, erwarten euch über 50 Apps, die bereits auf dem Smartphone residieren. Darunter fallen auch Exoten wie Sony Entertainment Network, PlayStation Mobile, die Xperia-Suite, eine Walkman-App und so weiter. Das riesige Versprechen, das uns Sony einst mit PlayStation Mobile gab, konnte auch nur teilweise gehalten werden. Schade eigentlich.

Nicht immer ist die Quantität entscheidend, vor allem, da die Simplizität und Übersicht gewaltig leidet, wenn man schon von Anfang an mit drei Startscreens arbeiten muss. Deswegen gibt es einen einfachen Startbildschirm, der im Prinzip ein Emporia-Telefon für SeniorInnen simuliert: große, wenig stylische Buttons, dicker Text – zwar augenkrebsfördernd für die Jüngeren unter uns, aber für Ältere bestimmt hilfreich.

Sehr überlegt ist auch die Option, den Bildschirm mittels Doppeltippen aufwecken zu können anstatt nur über den Power-Button auf der rechten Seite. Es ist zwar nur ein kleiner, simpler Hack über die Benutzeroberfläche, aber immens nützlich, wenn man das Gerät öfter ein- und ausschalten möchte. Seien wir ehrlich, viele WhatsApp– und Facebook-Messenger-Geschädigte schalten öfter einmal ihr Smartphone aus Gewohnheit ein – Benachrichtungsleuchte auf dem Xperia Z2 hin oder her.

Xperia Z2: Würdiger Nachfolger

Am Ende ist das Z2 genau das, was Sony damit erreichen wollte: Premium-Look, Premium-Feel, Premium-Preis. Es ist in vielen Dingen klasse (Videos auf dem Display sehen großartig aus, wasserdicht, großartige Performance), ein paar Sachen sind in Ordnung (ein paar Apps zu viel, und was ist mit all dem Potenzial von PlayStation Mobile?), und die Kamera ist wirklich einzigartig – leider auch die Software dahinter, die manche Details richtig verpfuscht. Das Problem ist schon bei den Vorgängerversionen aufgetreten, hier muss unbedingt nachgebessert werden. Auch die Größe ist schon grenzwertig: Wenn ihr das Xperia Z2 in die Hosentasche steckt, macht auch Autofahren wegen der Kanten, die öfter einmal unangenehm auffallen, manchmal keinen Spaß mehr.

Alles in allem ist das Xperia Z2 ein würdiges Flaggschiff für die Marke Sony. Es überlebt ohne jedes Problem den Tag – vielleicht auch mit dem SmartBand auf eurem Handgelenk? –, es ist brandneu, und die Hardware ermöglicht, dass das Smartphone bezüglich Updates ein langes, glückliches Leben haben wird. Sony ist auf dem richtigen Weg, doch ein altbekanntes Sprichwort drängt sich nach wie vor auf: Größe ist nun einmal nicht alles.

Wertung: 8 Pixel

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