Soundcore Frames Test: Sonnenbrille und Soundtrack in einem!?
Mit den Soundcore Frames erwartet uns ein Leckerbissen: Eine Brille, die gleichzeitig ein Kopfhörer ist. Wie das funktioniert, lest ihr hier! Zur ursprünglichen Ankündigung der Audio-Brille geht es gleich hier entlang.
Was sind die Soundcore Frames?
Auf der offiziellen Website der Soundcore Frames wird schnell ersichtlich, worum es geht. Was zunächst wie eine Kollektion modischer Sonnenbrillen anmutet, entpuppt sich bei näherer Betrachtung rasch als neue Kategorie von Audio-Hardware. Als Audio-Brillen betitelt schickt sich die Anker-Tochter Soundcore an, um euch Musikgenuss zu verschaffen, ohne dabei eure Ohren mit Earbuds zu füllen. Gerade in sonnigeren Umgebungen trägt man ohnehin des Öfteren eine Sonnenbrille, warum diese also nicht mit der Funktion von Bluetooth-Kopfhörern ausstatten? Am Papier ist das eine grandiose Idee.
Somit gilt es für die Soundcore Frames zwei Probleme zu lösen: Einerseits müssen sie als Audio-Gerät gut funktionieren, und andererseits muss man als Käufer:in auch gewillt sein, sie zu tragen. Sprich, es darf weder technisch noch in Sachen Style Kompromisse geben, denn ansonsten ist so eine Audio-Brille geradezu zum Scheitern verurteilt! Der Sound-Spezialist Soundcore hat dabei sehr darauf geachtet, dass die verbaute Hardware in den Brillen leistungsfähig ist. Für die Fashion-Abteilung überlässt man die Auswahl einfach euch – es gibt eine ganze Reihe von Looks! Aber seht ruhig selbst:
Anpassbar, so wie ihr es wollt
Ein sehr großer Bonuspunkt für die Soundcore Frames ist zweifelsohne deren Anpassbarkeit. Zu Beginn gibt es zehn Looks, aus denen ihr wählen könnt, und auf der offiziellen Website sind zwei davon für die Damenwelt empfohlen – Marina und Tortoise heißen sie. Doch das ist nur ein Teil des Ganzen, denn ihr könnt andere Brillenrahmen zusätzlich dazukaufen. Das ist deshalb sinnvoll, denn das eigentliche Produkt sind bloß die Bügel, und der Brillenrahmen ist ohne Werkzeuge und binnen Sekunden austauschbar. Dank einem klugen Stecksystem geht das rasch und unkompliziert vonstatten.
Damit nicht genug, es gibt sogar eigene Hüllen, in denen ihr die Brillenrahmen transportieren könnt. Während ihr das tun könnt, aber bestimmt nicht müsst, ist es auf jeden Fall gut zu wissen, dass man beim Kauf nicht auf einen Look festgefahren ist, wie es bei herkömmlichen Brillen nun mal der Fall ist. Ob ihr nun Klarglas, polarisierte Gläser mit einem UVA/UVB-Filter (bis zu 99 %) oder gar Brillengläser mit Dioptrien verwenden wollt, das ist alles euch überlassen. Gerade für Brillenträger:innen, die ohnehin einen Sehbehelf benötigen, sind die Soundcore Frames auf einen Schlag unheimlich interessant!
Die Inbetriebnahme der Soundcore Frames
Ein mitgelieferter Schnellstart-Guide verrät euch, wie ihr eure neuen Soundcore Frames per Bluetooth koppelt. Ganz ohne Anleitung geht das auch nicht, denn es gibt an den Bügeln keine Knöpfe oder Regler. Also baut ihr die Brille zunächst einmal zusammen, was eine Sache von Sekunden ist. Fertig? Nein, zuvor müsst ihr die Audio-Brille kurz laden, was übrigens mit einem magnetischen und sehr exotischen Ladegerät passiert. Habt ihr sie kurz geladen, müsst ihr nichts weiter tun, als die Brille aufzusetzen. Danach befindet sich euer Gadget im Kopplungsmodus, und es geht einen Schritt weiter.
Die Audio-Brille verhält sich dann wie jedes andere Bluetooth-Gerät auch – ihr verwendet euren Laptop oder euer Smartphone und verbindet euch dann mit den Soundcore Frames. Gleichzeitig wird euch in der Anleitung nahegelegt, dass ihr doch bitte die Soundcore-App für euer iOS- oder Android-Gerät herunterladen möchtet. Das macht durchaus Sinn, denn immerhin wollt ihr eure Audio-Brille ja auf dem neuesten Stand halten, und zudem die erweiterten Funktionen testen, nicht wahr? Also flugs alles installiert und die Kopfhörer mit dem Gerät eurer Wahl gekoppelt.
Das erste Ausprobieren
Das war’s dann auch schon, denn mehr muss man im Prinzip nicht machen. Folgerichtig werden dann eure Medien an die Audio-Brille gesendet, und ihr bekommt den Sound tatsächlich von den Bügeln der Brille wiedergegeben! Das kann einem zunächst einmal etwas ungewohnt vorkommen – schließlich steckt ja nichts in den Ohren, und trotzdem folgt euch der Sound auf Schritt und Tritt. Logischerweise hat man anfangs auch das Gefühl, dass man vielleicht etwas von der Umgebung versäumt, wenn man die Soundcore Frames lauter als die minimale Lautstärke dreht, aber das Gefühl vergeht schnell!
So wie bei anderen Bluetooth-Kopfhörern auch gibt es eine minimale Verzögerung zwischen Bild und Ton. Während das in Wahrheit nur kaum wahrnehmbar ist, fällt das bei Spielen und schnellen Anwendungen doch auf. Für den reinen Musikgenuss sind die Soundcore Frames jedoch wunderbar geeignet, da kann sich diese neuartige Produktkategorie eindrucksvoll in Szene setzen. Stellt ihr allerdings nichts ein, verwendet die Audio-Brille das OpenSurround-Audiosystem, was bedeutet, dass vor allem in geschlossenen Innenräumen alle rund um euch genau mithören können, was auch ihr hört.
Anrufe und Wissenswertes
Das bringt uns gleich zur nächsten Thematik: Kann man die Soundcore Frames auch zum Telefonieren verwenden, und ist das überhaupt sinnvoll? Beide Fragen kann ich mit einem Ja beantworten. Denn die Audio-Brille hat etwas, das sich Privat-Modus nennt. Somit ist ein Kritikpunkt, nämlich dass eure Umgebung alles mithören kann, augenblicklich ausgeräumt. Ihr werdet aber auch genauso gut verstanden, denn zwei Mikrofone in Kombination mit einem Rauschunterdrückungsalgorithmus nehmen eure Stimme klar auf und filtern gleichzeitig Umgebungsgeräusche effektiv aus.
Dazu sei gesagt: Wunder wirken kann der Privat-Modus nicht, aber es ist besser als im OpenSurround-Modus. Von der Optik her sind die Soundcore Frames echt unauffällig – klar, die Bügel sind ein wenig wuchtiger, als man vielleicht von einer normalen Brille erwarten würde. Aber irgendwo muss ja Platz für all die Technik wie Lautsprecher, Touch-Sensoren und die Akkus sein! Da hat das Soundcore echt gut gemacht, denn sowohl Qualität wie auch Style sind beidermaßen gewährleistet. Apropos Touch-Sensoren: Ihr habt an beiden Bügeln ein Soundcore-Logo, dessen Verhalten beim Berühren sich in der App anpassen lässt. Aber nicht nur das, ihr könnt damit weitaus mehr anstellen!
Die Soundcore-App
Denn neben dem Koppeln via App und dem Aktualisieren der installierten Firmware hat die Soundcore-App noch viel mehr zu bieten. Ihr könnt einstellen, was passiert, wenn ihr an den Bügeln von vorne nach hinten (Standard: ein Titel zurück), von hinten nach vorne streicht (Standard: ein Titel vor) oder etwa doppeltippt (Standard: Play/Pause). Weiters könnt ihr, für ein Audio-Produkt natürlich üblich, aus verschiedenen Equalizer-Voreinstellungen wählen oder selbst die Einstellungen vornehmen. Das Experimentieren macht richtig Spaß, auch wenn die Auswirkungen bei den Soundcore Frames nicht ganz so stark sind wie bei normalen Kopfhörern.
Weiters wurde bereits der Privatmodus besprochen, dieser wird bei Telefonaten automatisch aktiviert. Allerdings könnt ihr diesen in der Soundcore-App auch selbständig einschalten, denn nicht immer müssen alle anderen mit euren Medien zwangsbeglückt werden. Der Privatmodus hat zwar Grenzen, aber er reduziert die Lautstärke nach außen schon. Dem Privacy-Modus gegenübergestellt ist dann der OpenSurround-Modus, der euch sieben Surround-Stufen ermöglicht. Hier könnt ihr unkompliziert einen zwischen 1 und 7 wählen, der perfekt zu eurer derzeitigen Umgebung und eurem Hörempfinden passt.
Die Soundcore Frames in der Praxis
Hier gebe ich einfach alles wieder, was mich persönlich interessiert hat, wie ich diesen Testbericht begonnen habe. Also: Ja, der Klang der Soundcore Frames ist gut, aber nicht mit Earbuds jeglicher Machart zu vergleichen. Der Mechanismus, der das Brillengestell und die Audiobügel miteinander verbindet, wirkt zwar eingangs filigran, zeigt aber auch nach zig Wechseln noch keine Schwächen – sehr gut. Was die Akkulaufzeit angeht, so lag ich bei meiner Nutzung immer zwischen viereinhalb und fünf Stunden. Der Bauart geschuldet gilt klarerweise: Gespräche saugen mehr am Akku als Musikgenuss.
Es ist etwas ungewöhnlich, so ins Klanggeschehen einzutauchen. Man gewöhnt sich zwar dran, aber es ist schon ein besonderes Gefühl. Denn dadurch, dass ihr keine Kopfhörer tragt, schirmt ihr euch nicht bewusst ab und auch eurer Umgebung signalisiert ihr optisch, offen für ein Gespräch zu sein. Zu guter Letzt muss man auch etwas über den Tragekomfort der Soundcore Frames sagen, ganz wichtig bei einem Teil, das eine Brille ersetzt. Sowohl das Gewicht, dessen Verteilung wie auch die Haptik der Materialien ist durchwegs gelungen. Es macht einfach Spaß, die Audio-Brille zu tragen!
Weiters Erwähnenswertes
Mit dem OpenSurround-Modus kommt es manchmal zu ungewöhnlichen Situationen. Beispielsweise geben die Soundcore Frames immer einen Zweiton von sich, wenn sie entweder erkennen, dass ihr sie tragt, oder wenn ihr sie mit einem neuen Gerät koppelt (eine Art Radar-Ton). Dieser hat aber ungeachtet eurer Lautstärke-Einstellung seine eigene Lautstärke, und das kann schon mal für leichte Irritation sorgen. Genauso verhält es sich, wenn ihr die Audio-Brille einfach abnehmt und für eine Minute liegen lasst. Sie gehen dann mit einem Abschieds-Jingle in den Standby-Modus, der gut hörbar ist.
Brillenträger:innen haben auf jeden Fall einen guten Grund, sich die Soundcore Frames mal näher anzusehen. Denn wer ohnehin auf einen Sehbehelf angewiesen ist, kann sich gut vorstellen, diesen ein wenig smarter zu machen. Wenn man sich damit ein Bluetooth-Headset, eine Freisprecheinrichtung oder Kopfhörer ersparen kann, umso besser! Dank dem hohen Tragekomfort und den austauschbaren Brillengestellen seid ihr, was Fashion und Funktion betrifft, äußerst gut aufgestellt – die Soundcore Frames sind grundsätzlich so dezent gehalten, dass sie kaum auffallen. Super!
Die Technik der Soundcore Frames
Das Wichtigste zuerst: Die Audio-Brille ist dank IPX4-Schutzklasse vor Spritzwasser und Regen geschützt. Ihr müsst euch also keine Sorgen machen, gleichzeitig solltet ihr die Soundcore Frames nicht auf einen Schwimm- oder Tauchgang mitnehmen. Die Audiobügel sind aus TR90 gefertigt und fühlen sich gut an. Einziger Wermutstropfen: Die Touch-Flächen auf den Bügeln unterscheiden sich haptisch nicht vom Rest, das heißt, zum Steuern müsst ihr zuerst ein wenig herumprobieren und dann bei der weiteren Nutzung im Alltag euer Muskelgedächtnis verwenden.
Vier Lautsprecher (zwei pro Bügel) sorgen für Surround-Sound zwischen 20 Hz und 20 kHz. Bluetooth 5.2 sorgt für störungsfreie Verbindung zu euren Geräten, es gibt eine Trageerkennung, und die 110 mAh fassenden Akkus (pro Bügel) sind für die Akkulaufzeit von bis zu fünf Stunden verantwortlich. Apropos Laufzeit: Verwendet ihr den proprietären magnetischen Stecker für zehn Minuten, könnt ihr schon wieder 1,5 Stunden mit den Soundcore Frames Musik hören. Zur Brillen-Funktion sei gesagt: Entscheidet ihr euch für polarisierte Gläser, werden bis zu 99 % der UVA/B-Strahlen blockiert.
Fazit: Vielversprechende neue Kategorie
Es ist immer spannend, ein Gadget einer neuartigen Kategorie testen zu dürfen. Das Potenzial von smarten Brillen ist immens hoch, und der Audio-Part ist da nur der erste Teil von vielen. Mit den Soundcore Frames kommt jedenfalls gleich einmal ein eindrucksvoller Einstand zu uns. Anstatt sich aber in Gimmicks zu verlieren, bietet das Produkt echt gute Ideen wie etwa den Privat-Modus (gerne noch aggressiver!), sieben verschiedene Surround-Modi und die austauschbaren Brillengestelle. Das zeichnet die Audio-Brille nicht nur als Tech-Gegenstand, sondern auch als modisches Accessoire aus – eine sehr gute Entscheidung.
Für ein Bluetooth-Gerät schreckt mich der Preis eines Komplett-Sets um 180 Euro nicht, allerdings empfinde ich die 50 Euro für ein einzelnes Brillengestell etwas happig. Auch der Klang ist zwar gut gelungen, für Audiophile aber weit weg von einer Empfehlung. Wer sich aber mit dem Gedanken anfreunden kann, die eigene Sonnenbrille oder (ganz mutig!) den Sehbehelf durch die Soundcore Frames zu ersetzen, wird von diesem Produkt positiv überrascht. Schon alleine die Freisprech/Telefonfunktion konnte mich überzeugen, und wem die Audio-Brille optisch gefällt, hat nur noch mehr Gründe für ein Probetragen!