Sword Art Online: Fatal Bullet (PS4) im Test: Grind-Fest
Auch, wenn der Titel Sword Art Online: Fatal Bullet heißt, das Spiel hat fast nichts mit dem Namen zu tun. Gefangen in einem MMO wollt ihr die Geschichte durchspielen, und ob sich das auszahlt, lest ihr im Review! Hier geht’s zur offiziellen Website des Spiels.
Gleich vorweg: Eine Erklärung
Eigentlich sollte dieser Titel Gun Gale Online heißen. So lautet nämlich der Name des fiktiven MMOs, in dem ihr euren Avatar erstellt. Sword Art Online: Fatal Bullet ist auch kein MMO, sondern viel eher ein Koop-Shooter. Richtig gelesen: Dem Namen wird kaum Genüge getan. Ihr habt kaum Berührungspunkte mit Schwertern, von Kunst ist nicht viel zu sehen, online spielt ihr nur mit FreundInnen – einzig die Bullets kommen dem Gameplay nahe.
Wenn ihr also Schwertkämpfe, kunstvolle Grafik und ein MMO erwartet habt, werdet ihr gleich dreierlei enttäuscht. Kommt ihr aber darüber hinweg, versteckt sich hier ein ganz netter Shooter-Titel mit Zwischensequenzen. Doch wie beginnt dieses Game nun? Wie so oft erstellt ihr zunächst euren eigenen Charakter. Ihr habt bei dem Editor einige Optionen, um eure Figur so aussehen zu lassen, wie ihr das wollt. Mit einem waschechten Editor wie etwa bei Black Desert Online kann dieser nicht mithalten.
Euer Avatar beginnt nun sein Spiel im MMO Gun Gale Online. Das ist die Welt von Sword Art Online: Fatal Bullet und ihr zockt mit eurer Figur das Tutorial. Ist das geschafft, werdet ihr auf euer erstes Ereignis mitgenommen. Der Sieger bekommt einen unglaublich seltenen Preis, und dementsprechend viele SpielerInnen tummeln sich in diesem Event. Durch einen Wink des Schicksals gewinnt ihr diesen Preis, der sich als hochentwickelte Künstliche Intelligenz entpuppt. Somit habt ihr einen Begleiter fürs Leben bekommen, und die Story beginnt…
Ein Adventure in einem MMO – geht das gut?
Ich weiß nicht, ob das beabsichtigt war, aber gut: Ihr beginnt Sword Art Online: Fatal Bullet zuallererst mit dem Weiterklicken an Dialogen. Ganze 40 Seiten Nutzungsvereinbarung warten auf euch, bevor ihr überhaupt ins Spiel kommt. Danach werdet ihr ein wenig in die Welt eingeführt, doch in Wahrheit ist der Informationsgehalt in den Gesprächen niedrig. Bevor ihr also in die Welt von Gun Gale Online geworfen werdet, bekommt ihr noch den Hype um das Game mit. Das beste Spiel seit langem, unglaubliches Suchtpotenzial et cetera.
Spiele wie World of Warcraft leben von ihrer Vielfalt an Welten. Dort gibt es immer etwas zu tun, eine Unmenge an Charakteren und Fieslingen, und nicht wenige spielen solche Games jahrelang. Da ist es natürlich interessant, wie Sword Art Online: Fatal Bullet mit diesen Punkten umgeht. Obwohl ihr euch in einem fiktiven MMO bewegt, ist die Umgebung ungewöhnlich leer. Nicht nur das, die pseudo-Zukunfts-Welt ist voller Metall und Containern. Tristesse verwöhnt das Auge, wohin man auch blickt – nicht die besten Vorzeichen.
Dann geht es an die Story. In Einblendungen und Zwischensequenzen bekommt ihr die weiteren Entwicklungen häppchenweise präsentiert. Das geht aber so weit, dass ihr die Visual Novel-Einlagen bald nur noch überspringt beziehungsweise in rapider Geschwindigkeit weiterklickt. Hier wird so viel gesprochen und doch so wenig gesagt, dass selbst das Zusehen bei Sword Art Online: Fatal Bullet in Augenrollen endet. Nun, vielleicht reißt ja das Gameplay etwas?
Willkommen im Grinding Land
Was ein Torchlight gut gemacht hat: Ihr konntet Dungeons praktisch beliebig lang erforschen. War euer Inventar voll, habt ihr euer Haustier mit Waren beladen und zum Händler geschickt. Euer Inventar war dann leer, und ihr konntet weiterprügeln. In Sword Art Online: Fatal Bullet ist es ähnlich, ihr bekommt fast überall die Möglichkeit des Schnellreisens. Der Spielfluss wird so kaum gestoppt, so weit haben sich die EntwicklerInnen des Spiels Gedanken gemacht. Das ist ein Mechanismus, der gern auch anderswo verwendet werden darf! Abgesehen von den zahlreichen Ladezeiten geht es hier zackig zu, das ist gut.
Beim Gameplay selbst jedoch fehlen mir die Worte. Für einen waschechten Shooter ist teils zu wenig los, andererseits sind die Grafik und Kamera nicht gerade hilfreich. Ihr ballert euch geradezu durch die ziemlich einfallslosen Dungeons, um von Zwischensequenzen unterbrochen zu werden. Habt ihr diese überstanden, geht das Spiel von vorne los. Der Kampf bietet euch auch die Option, mit einem Schwert umzugehen, doch der Fokus liegt ganz klar auf den Shooter-Einlagen. Wenn ihr hier eine bunte Fantasy-Welt mit Schwertduellen vorgestellt habt, werdet ihr auf der ganzen Linie enttäuscht.
Während ihr euch durch die Horden metzelt, kommt ihr langsam hinter die Mechanismen von Sword Art Online: Fatal Bullet. Die gegnerische KI lässt sich ab und zu gerne hereinlegen, aber auch eure MitstreiterInnen unterliegen manchmal einem Dummheitsanfall. Wie für ein Japan-Spiel üblich, übertüncht ihr das einfach mit einer Masse an Individualisierungsoptionen. Vom Bikini bis hin zum Diopter für eure Schießeisen lässt sich so ziemlich alles anpassen. Wenn ihr darauf steht, fein – das ist nämlich einer der Hauptpunkte im Spiel.
Sword Art Online: Fatal Bullet - gemeinsam besser als alleine
Da die KI meist nicht in Überform agiert (Vorsicht: Euphemismus), macht das Spielen mit Menschen gleich viel mehr Spaß. Selbst, wenn ihr an einen absoluten Neuling geratet, ist dieser noch immer besser als die besten Aktionen der KI. Ihr könnt auch gut miteinander kommunizieren, das ist in Ordnung – doch über die meisten Umstände kann auch das nicht hinwegtäuschen. Auch, wenn Sword Art Online: Fatal Bullet angeblich ein postapokalyptisches Setting benutzt, hier hätte bei den Umgebungen wesentlich mehr los sein dürfen.
Grinding darf euch absolut nicht stören, ansonsten wird dieses Spiel sehr langatmig für euch. Vieles dreht sich nur um den nächsten Abschnitt und die weiteren Erfahrungspunkte. Storymäßig kann das Spiel auch nicht gerade punkten, da selbst mir als Fan die Gespräche oft sinnlos vorkamen. Insgesamt ist die Technik des Games nicht herausragend geworden, das ist aber aufgrund der Vorgängertitel schon irgendwie Standard geworden. Die PS4 kann weit mehr, und ich würde gern einen SAO-Titel sehen, der das auch mal nutzt.
Sword Art Online: Fatal Bullet ist kein solcher Titel, so viel ist klar. Was dieses Spiel gut macht, ist die ordentliche Shooter-Thematik und die unendlich scheinenden Anpassungsmöglichkeiten. Für einen hirnlosen Grind-Abend könnt ihr diesen Ableger ohne Bedenken hernehmen. Gemeinsam mit einem Freund oder einer Freundin könnt ihr hier viel Shooter-Action erleben. Das Rahmenwerk bietet euch dieses Game, aber für den Spaß an sich müsst ihr schon selber sorgen. So etwas ist nicht für alle SpielerInnen erstrebenswert – für mich jedenfalls nicht.