Tenet Kino-Kritik: Ein Film der uns noch lange beschäftigt haben wird
Gerade im Corona-Jahr 2020 war es eine besondere Freude, nach etlichen Monaten wieder in einem Kinosaal zu sitzen. Nach dem vollständig in der Realität fundierten Dunkirk in 2017, kehrt Christopher Nolan mit Tenet in sein vertrautes Genre der realistischen Science Fiction zurück. Wie schon in Interstellar, The Prestige und vor allem Inception erzählt Nolan auch in Tenet eine aufregende Story mit einem Science-Fiction Twist. Diesmal: Time-Reversal. Wir haben uns den Mindbender-Thriller mit John David Washington und Robert Pattinson für euch vorab angesehen.
Tenet ist ab dem 27. August in österreichischen Kinos (IMAX empfohlen!) zu sehen.
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Vorab ein Wort der Offen- und Ehrlichkeit: Wie viele Nolan Filme erfordert auch Tenet einiges Um-die-Ecke-Denken und ist zudem ziemlich vollgeladen mit Ereignissen und Twists. Oft ist aufgrund des Zeitreise-Aspekts auch schwer nachzuvollziehen was genau vor sich geht oder wie die Chronologie von Ereignissen stattfindet. Wir räumen daher ein, dass es sein kann, dass wir nicht alle Details bis ins Letzte verstanden oder erfasst haben und bemühen uns diese Review so spoilerfrei und abseits etwaiger Verständnislücken zu halten, wie möglich.
© 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.
In Tenet ist es mit aus der Zukunft stammender Technologie möglich, den Fluss der Zeit für Gegenstände und auch Personen umzukehren. Diese bewegen sich also rückwärts, bis der Zeitfluss wieder in den Ursprungszustand versetzt wird. Dieser Aspekt macht Tenet sehr schnell zu einem optisch sehr spannenden Film, allerdings zugleich zu einem ziemlich komplexen Logik-Rätsel. In vielen Szenen passieren mehrere Dinge gleichzeitig in verschiedene Zeitrichtungen und interagieren miteinander. Wie genau diese Interaktion stattfindet und ob sie wirklich Sinn ergibt, erfordert dabei oft so stark fortgeschrittene Gedankenakrobatik, dass man etwas die Immersion in die Action und das Geschehen verliert. Oft sehen die Charaktere die Spuren von Ereignissen, die erst gewesen sein werden, und können darauf reagieren oder diese beeinflussen (or can they? Zeit-Paradoxa sind immer wieder faszinierend).
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Diese parallelen Zeitstränge – oder Zeitschleifen – oder Zeitaufspaltungen – finden sowohl auf kurze und auch Lange Sicht statt. Tenet ist eine Organisation aus der Zukunft, die die Vergangenheit beeinflusst, um deren völlige Zerstörung zu verhindern. Warum die Menschheit der Zukunft ihre eigene Vergangenheit auslöschen will und wie sich das auf die Zukunft auswirkt, ist Thema im Film und wird – mehr oder weniger – beantwortet. Look, we are not sure how it works. Was jedenfalls feststeht ist, dass Tenet in typischer Nolan-Manier enorm zum Denken anregt, optisch unfassbar spannend und einzigartig ist und – trotz aller Komplikationen – im Grunde ein Agenten-Action-Thriller gepaart mit Heist-Movies und Zeitreise-Aspekt ist, der uns mehr als 24 Stunden nach den Credits noch immer fest im Griff hat. Bravo!
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Der Protagonist
Wie bereits Dunkirk ist auch Tenet ein emotional eher kühler Film. Wir sehen in Elisabeth Debicki eine Mutter, die ihre Selbstbestimmung unter der tyrannischen Hand eines russischen Waffenhändlers (Kenneth Branagh) aufgibt, um ihren Sohn nicht zu verlieren. Hier erreichen wir aber bereits das Ende aller persönlichen emotionalen Subplots in Tenet. Robert Pattinson’s Neil ist ein Tenet-Agent, der sozusagen den Sidekick für John David Washington mimt. Pattinson liefert eine starke Vorstellung ab und macht uns neue Hoffnung für seinen kommenden Superhelden-Film The Batman.
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Doch nun zur Hauptrolle. John David Washington (Sohn von Denzel Washington) ist der namenlose Held von Tenet, der sich selbst nur als “der Protagonist” vorstellt und leider kaum Hintergrundstory erhält. Zu Beginn des Films erlebt man, wie der Protagonist vom CIA zu Tenet rekrutiert wird. Mehr erfährt man über seine Vergangenheit allerdings nicht, was bei einem Charakter der sich durch hohe Motivation, umfassende Kompetenz und Intelligenz auszeichnet sehr schade ist. Man erfährt im Laufe des Films allerdings mehr über die Zukunft des Protagonisten, die – in Tenet Zeitreise-Logik – bereits stattgefunden hat. Wir fühlen uns etwas wie in X-Men: Zukunft ist Vergangenheit, finden diesen Ansatz aber sehr erfrischend. Dennoch wäre zumindest eine Erklärung für die extreme Entschlossenheit des Protagonisten gut gewesen.
Soweit zu den Charakteren. Was allerdings definitiv erwähnt werden muss, ist die enorm beeindruckende Leistung, das Charisma und die Ausstrahlung, die John David Washington auf die Leinwand bringt. Washington strahlt in jeder seiner Szenen Selbstbewusstsein, Souveränität und Charme aus und liefert auch physisch hohe Leistung ab. Er strotzt vor Energie und Entschlossenheit und macht die Rolle des Protagonisten ganz sein Eigen. Wir applaudieren!
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Tenet Kritik: Ein Review-Paradoxon
Ohne jeden Zweifel wird Tenet Review- und Fan-Meinungen genauso aufspalten wie Zeitlinien. Üblicherweise sind wir äußerst skeptisch, sobald ein Film irgendeine Art von Zeitreise oder Zeitparadoxa behandelt. Doch während auch in Tenet nicht alles verständlich ist oder Sinn ergibt, hat Christopher Nolan’s neuer Science Fiction Thriller uns völlig fasziniert und wird noch lange in unseren Köpfen herumspuken. Die komplexen Zeitstränge machen manche Actionszenen zu schwer nachzuvollziehen und John David Washington’s Hauptrolle hätte mehr Hintergrundstory vertragen können.
In etwa 10 Minuten nach Beginn des Films wird dem Protagonisten das Prinzip von Time-Reversal erklärt. Nach einigen Ansätzen hält Clémence Poésy’s Wissenschaftlerin den Protagonisten (und wie wir rückblickend feststellen auch die Zuseher) an, Time-Reversal zu verstehen versuchen, sondern seiner Intuition zu vertrauen.
Wir legen euch diesen Rat ans Herz, finden Tenet und John David Washington unwiderstehlich und können es nicht erwarten, Christopher Nolan’s neueste Vision ein zweites Mal zu sehen.