The Empire of Corpses-Test: Lasst die Toten ruhen
KAZÉ bescherte dem ersten Teil der Project Itoh-Trilogie, The Empire of Corpses, Ende November 2016 eine Kinovorstellung. Nun rund ein halbes Jahr später erschien der von Studio WIT produzierte Anime in Form einer Steelbook-Version. Was ich davon halte, erfahrt ihr in meinem The Empire of Corpses-Test.
Facts:
- Genre: Steampunk, Horror
- Regie: Ryotaro Makihara
- Produktionstudio: Studio WIT
- Releasetermin: 28.4.2017
Project Itoh-Trilogie
Unter dem Titel Project Itoh-Trilogie wurde nun mit The Empire of Corpses der erste Teil veröffentlicht. Darin begleiten die ZuseherInnen John Watson bei seiner Suche nach der menschlichen Seele, die aus toten Körpern wieder vollwertige Menschen macht.
<harmony/>, der zweiten Teil der Trilogie, wird am 22. Juni um 19:30 Uhr unter Anwesenheit von Co-Regisseur Michael Arias im Babylon Berlin auf der großen Leinwand ausgestrahlt. Das Publikum erwartet eine Welt, in der durch den medizinischen Fortschritt alle Menschen gesund und glücklich zu sein scheinen. Heimkinostart ist der 14.7.2017.
Genocidal Organ, der Abschluss der Trilogie, lief vor wenigen Wochen im Zuge der KAZÉ Anime Movie Night in ausgewählten Kinos. Der apokalyptische Thriller entführt die ZuseherInnen in eine dystopische Welt, in der die Menschheit durch ihre ungehemmte Gewaltbereitschaft an den Rand ihres Abgrunds gebracht wurde.
Alle drei Filme basieren auf Romanen von Satoshi Ito (aka Project Itoh), der im Alter von 31 Jahren an wiederkehrendem Krebs starb. Wichtig ist zu erwähnen, dass die Filme nicht zusammenhängen.
Was wäre, wenn …
… man Verstorbene wieder zum Leben erwecken könnte? Diese elementare und philosophische Frage steht im Mittelpunkt von The Empire of Corpses. Aber alles schön der Reihe nach.
Wir befinden uns im London des späten 19. Jahrhunderts: Victor Frankenstein gelang es, einen Toten wieder zurück ins Reich der Lebenden zu bringen. Dieser Durchbruch war der Startschuss für weiterführende Forschungen auf dem Gebiet der Wiedererweckung toter Körper. Sämtliche Staaten dieser Welt feiern relativ schnell große Erfolge, und so erleben wir einen Alltag, in dem wiederbelebte Tote die Basis der Wirtschaft sind. Sie verrichten Arbeiten wie Kellnern, Kutschenlenken oder werden als Soldaten im Krieg eingesetzt. Die Sache hat nur einen Haken: Die neuen Arbeitskräfte haben keinen eigenen Willen und können auch nicht sprechen – aber das ist für manche wohl auch nicht unbedingt ein Nachteil. Die Ethik wandert wie so oft bei wirtschaftlicher Gier in den Hintergrund, und so kommt es schon bald zu Kriegen, in denen die Horden dieser Zombies gegeneinander antreten.
Ebenfalls auf diesem Gebiet forscht der junge Brite John Watson, der damit gegen ein Staatsgesetz verstößt. Er belebt mit sogenanntem Seelenstoff seinen verstorbenen Freund Friday wieder. Doch auch er ist nur eine seelenlose Puppe, die sich zwar bewegen kann, aber keinen eigenen Willen besitzt. Als die Regierung Wind davon bekommt, wird Watson vor die Wahl gestellt: Entweder wird er wegen Hochverrats angeklagt, oder er stellt als Agent seine Fähigkeiten der Regierung zur Verfügung. Angetrieben von dem Versprechen gegenüber seinem Freund, ihm seine Seele zurückzubringen, willigt er ein, dem Land zu dienen. Doch was anfangs nach einer Forschungsreise rund um den Globus aussieht, wird sehr schnell zu einem Spiel um Leben und Tod.
The Empire of Corpses Test-Fazit
The Empire of Corpses greift eine unberührte Thematik auf dem Animesektor auf und serviert uns das unvollendete Werk des jung verstorbenen Autors Satoshi Ito. Die Finalisierung des Werks übernahm sein langjähriger Freund Toh EnJoe – das könnte der Grund dafür sein, dass die Geschichte extrem spannend beginnt, aber sich mit Fortdauer des Films in einem Sammelsurium aus Story-Strängen verliert; vom enttäuschenden Ende ganz zu schweigen. Wer weiß, wie der Autor der Geschichte diese zusammengeführt bzw. logisch abgeschlossen hätte. Fakt ist, dass die Erzählung nicht nur Lücken aufweist, sondern durch die Langatmigkeit sowie das teilweise ideenlos wirkende Abklappern von verschiedenen Schauplätzen rund um den Globus die Geduld der ZuseherInnen auf die Probe stellt.
Dabei möchte ich die Arbeit des Studio WITs keinesfalls schmälern, denn gerade die audiovisuelle Komponente ist grandios: Die Animationen, die verschiedenen Schauplätze, die Musik, die Farbgebung, einfach alles wirkt in sich stimmig. Dazu kommt eine grandiose deutsche Synchronisation, die uns bekannte Stimmen wie zum Beispiel jene des schon lang nicht mehr gehörten Yami Yugi (Sebastian Schulz) serviert. Ich bin normalerweise nicht so streng beim Preis, wenn den KäuferInnen Extras oder ein hochwertiger Schuber geboten wird. Im Fall von The Empire of Corpses gibt es zwar eine Steelbook-Hülle, aber außer dem Film auf DVD und Blu-ray wird den KäuferInnen keinerlei Mehrwert geboten. Dennoch freue ich mich auf die nächsten zwei Teile: Sie stammen ausschließlich aus der Feder von Ito selbst.