The Falconeer Test (Xbox Series): Arcade-Flüge mit künstlerischem Touch
Mit dem Arcade-Flugspiel The Falconeer will der alleinige Entwickler Tomas Sala ein Genre wieder zum Leben erwecken. Ob dies gelingt, lest ihr im Test – und zur Website des Spiels geht es gleich hier.
Microsoft hat uns zum Start der neuen Xbox Serie freundlicherweise eine Xbox Series S samt einem Xbox Game Pass zur Verfügung gestellt. Dies ist auch der Grund, wieso wir euch dieses Spiel in einem Review näherbringen können! Unseren Testbericht zur Xbox Series S könnt ihr hier nachlesen – er beschäftigt sich ausschließlich mit der Hardware. Dass diese aber nur einen Teil des Erlebnisses ausmacht, liegt dabei auf der Hand! Daher geht es nun ohne Umschweife los mit dem Review dieses Spiels.
Über The Falconeer
In diesem Arcade-Titel erhebt ihr euch in die Lüfte und wehrt feindliche Angreifer ab. Was für ein Ace Combat oder dergleichen passen würde, stimmt auch für The Falconeer – im Grunde geht es um nicht mehr und nicht weniger. Das Geschehen spielt sich in der Großen Ursee ab, einer Spielwelt, in der es verschiedene Fraktionen gibt. Doch sie arbeiten nicht zusammen, nein, durch kriegerische und politische Aktionen haben sie sich längst weit voneinander entfernt. Die imperialen Häuser gieren nach immer mehr Macht, und die Konflikte der Parteien spitzen sich zu.
Über den Wolken hausen die Reichen und Mächtigen, die ihre privilegierte Stellung in Luftschiffen verteidigen. Doch das einfache Volk am Meer wird von Kriminellen und Piraten heimgesucht, diese wollen sich hocharbeiten und vom politischen Tohuwabohu profitieren. Hier kommt ihr ins Spiel: Ihr startet das Abenteuer und sucht euch vor jeder Mission in The Falconeer einen Falkenreiter aus. Viel Individualismus dürft ihr nicht erwarten: Nach Falke und Hintergrundgeschichte ist Schluss, allerdings sorgt die Backstory dafür, dass ihr den Konflikt aus allen Sichtweisen erleben dürft.
Wie bitte, was?
In The Falconeer werdet ihr ohne große Umschweife in einen Prolog gestürzt, in dem ihr das Fliegen mit dem Falken erlernt. Früh fällt allerdings auf, dass die Minikarte etwas unübersichtlich ist, denn ohne Anweisung und Ahnung deutet man die Zeichen und Farben schnell mal falsch. Das Zielen auf fliegende Gegner, während ihr auf einem Falken reitet, ist in der Realität bestimmt nicht einfach. Daher weiß ich jetzt nicht, wie gut ich das beim Spiel bewerten soll: Zwar ist die Steuerung (soweit ich es beurteilen kann) der Realität nachempfunden, aber dem Spielspaß ist das eher abträglich.
Wie vorhin erwähnt gibt es auch eine Geschichte im Spiel, die euch in Zwischensequenzen nähergebracht wird. Allerdings ist die Inszenierung äußerst einfach gehalten, und man wird schnell verleitet, sich einfach durch die Dialoge zu klicken. Wenn ihr euch dann endlich in den Lüften befindet, stellt ihr fest, dass die Welt von The Falconeer größtenteils leer wirkt. Abgesehen von Schreinen, Zeitrennen und Wetterkapriolen gibt es entweder Gegner zu beharken, oder einfach nichts. Das mag in einem Entspannungstitel gut sein, in einem Arcade-Titel mutet es jedoch seltsam an.
Wenig Abwechslung wird geboten
Wenn ihr nicht wegen dem Gameplay an sich zugreift, gibt es leider nur wenig, was euch davon überzeugen kann. Die Handlung wird eher langweilig inszeniert, die Welt bietet kaum Abwechslung, und es gibt insgesamt nur sehr wenig zu tun. Das wäre alles in allem ja nicht so schlimm, doch The Falconeer ist kein Titel, den ihr einfach mal jemanden spielen lassen könnt. Anders als Partyspiele wie Mario Kart, die leicht zu erlernen sind, müsst ihr euch auf dieses Game einlassen und es erlernen. Habt ihr das geschafft (dauert etwa eine Stunde), stellt sich auch schon Eintönigkeit ein.
Denn – ihr ahnt es bereits – die leere Welt und die Missionen fühlen sich immer gleich an. Bei den fliegenden Feinden gibt es auch nur wenig Abwechslung, es gibt keine Bosskämpfe oder gar neue Gegnertypen, die euch etwas Strategie abverlangen. Generell spielt sich The Falconeer sehr straight: Ihr fliegt von A nach B, versohlt geflügelte Hintern, verteidigt oder greift einen Punkt an, und fliegt weiter. Das garniert mit Zwischensequenzen und dank Xbox Serie S sehr kurzen Ladezeiten, und der Spaß beginnt von vorne. Ihr müsst wirklich wegen der Flug-Arcade-Action da sein, sonst ist die Langzeitmotivation oder gar ein Wiederspielwert extrem niedrig, seid gewarnt.
Schöner Artstyle, mehr nicht
Man kann nicht über The Falconeer reden, ohne die Grafik zu bewundern. Sie ist es, die den Titel überhaupt erst in die Schlagzeilen bringt: Der Artstyle gemeinsam mit den guten Animationen sorgt für ziemlich gute Stimmung, wenn ihr euch in den Lüften befindet. Damit nicht genug, das Game ist technisch relativ anspruchslos und kann daher in 4K in 60 Bildern pro Sekunde gespielt werden. Das sorgt für hohe Immersion, wenn euch das Grundprinzip des Arcade-Flugspiels gefällt. Denn viel mehr bietet der Titel nicht, auch von technischer Sicht.
Die Zwischensequenzen bestehen aus Textfeldern, die euch mal mehr, mal weniger motiviert vorgelesen werden. Protagonisten und Charaktere haben kaum einen Unterscheidungswert, und der Sound generell verliert einfach, wenn man ihn gegen die Optik antreten lässt. Da helfen auch keine Chöre und undefinierbare Klänge, das hat ein No Man’s Sky besser hinbekommen. Auch die Steuerung kommt euch nur auf halbem Weg entgegen: Euer teils bockiger Falke macht Angriffe schwieriger, als es sein sollte, und wie bei fast jedem Flugspiel verbringt ihr meiner Meinung nach einfach zu viel Zeit damit, von A nach B zu kommen. Das geht bestimmt besser.
Schöner Indie-Titel, aber kein Pflichtspiel
Die Optik von The Falconeer ist bestimmt der beste Aspekt an diesem Titel. Der eigenwillige Artstyle in Kombination mit der flüssigen Framerate (Full HD bis zu 120 Bilder pro Sekunde, 4K in 60 fps!) kann grafisch überzeugen, aber nur, wenn euch der Stil gefällt. Abgesehen davon wird zwar schon eine Handlung aus verschiedenen Perspektiven geboten, die Inszenierung ist aber derart schlicht, dass sie bei manchen SpielerInnen untergehen wird. Die Fantasy-Welt bietet viel Handlungsfreiheit, gleichzeitig ist sie aber zum überwiegenden Teil leer, und Erforschung wird kaum belohnt.
Tomas Sala hat The Falconeer als einzelne Person entwickelt. Das hat etwa bei Stardew Valley bestens funktioniert, da ist aber der Hintergrund ein wesentlich anderer. Alle SpielerInnen, die auf der Suche nach einem unterhaltsamen Titel für mehrere Abende sind, können sich hier einen Trailer ansehen und selbst ein Bild vom Artstyle machen. Ihr dürft euch nur wenig Abwechslung erwarten, und wer mit dem Fliegen nicht viel anfangen kann, wird mit The Falconeer ohnehin nicht warm. Unter dem Strich kann ich dieses Game nur all jenen empfehlen, die sich ein Comeback des Flug-Arcade-Spiels wünschen, denn da kann dieser Titel sicherlich punkten.