The Last of Us Part 2 Remastered Test (PS5): Die ultimative Version
Mit The Last of Us Part 2 Remastered gibt es nun tatsächlich eine überarbeitete Variante des Games aus 2020. Lohnt sich ein Kauf?
Über The Last of Us Part 2 Remastered
Am grundlegenden Storymodus hat sich nichts geändert, daher besitzt auch Davids Test der PS4-Version des Spiels nach wie vor allgemeine Gültigkeit. Part zwei spielt vier Jahre nach dem ersten Teil, wirft uns aber immer wieder mit Rückblicken in die Vergangenheit. Das Spiel startet in Jackson, Wyoming mit Joel, Ellie und ihrer Freundin Dina. Der Cordyceps-Pilz hat mehr als 20 Jahre gewütet und mehr als die Hälfte der gesamten Menschheit in aggressive Mutanten verwandelt. Joel und Ellie haben es mit Hilfe von Tommy geschafft, sich in einer für die Zeit der Zombieapokalypse sehr ansehnlichen Kleinstadt niederzulassen, wo es Strom, Wasser und sogar ein wenig Gemütlichkeit gibt. Die Idylle wird durch einen brutalen Vorfall in den umliegenden Bergen gleich zu Beginn wieder zerstört. Eins führt zum anderen, schnell dreht sich der Wind und ihr seid dann unterwegs.
So wie Teil eins gilt es, zu Beginn größtenteils in den Schatten zu bleiben. Denn dadurch, dass ihr Ellie steuert, seid ihr nun mal zierlicher als Joel und dementsprechend bei Nahkämpfen auch im Nachteil. Nur, wer clever agiert, kann die Widersacher überraschen und aus dem Hinterhalt beseitigen. Wollt ihr aber an die Frontlinie, gibt es Nahkampfwaffen zu finden. Dazu gehören etwa Baseballschläger, Macheten oder Brecheisen, die eine Haltbarkeit von vier bis 8 Schlägen aufweisen. Durch freischaltbare Skills können diese dann sogar aufgewertet werden, ja sogar Rauchbomben, Schalldämpfer und explosive Pfeile für den Bogen können aus den spärlichen Ressourcen gebastelt werden. Auch die Werkzeugteile sind wieder mit dabei, mit denen ihr euer Waffenarsenal verstärken könnt. Hier wird klassisch auf mehr Stabilität, mehr Schaden, höhere Munitionskapazität oder Ähnliches gesetzt.
Was macht die Remastered-Version anders?
Das Upgrade um 10 Euro für Besitzer:innen der PS4-Version lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Denn ihr dürft etwa frühe Entwicklungsversionen von drei neuen Leveln erforschen, die im ursprünglichen The Last of Us Part II nicht zu sehen waren. Diese „Deleted Scenes“, wenn man so will, heißen Sewers, Jackson Party und Boar Hunt. Und während den Zwischensequenzen der Hauptkampagne gibt es stundenlange neue Entwicklerkommentare, die Einblicke in die Entwicklung von Teil II geben. Dazu gibt es auch neue Arten zu spielen: Entfaltet euer musikalisches Potenzial im Modus “Gitarre frei spielen”, der neue freischaltbare Instrumente enthält, oder spielt den neuen Schnelllauf-Modus und reicht dabei eure persönlichen Bestzeiten ein. Beschreibende Audiokommentare und “Sprache zu Vibration” sind zudem Teil der Barrierefreiheitsfunktionen von The Last of Us Part 2 Remastered.
Natürlich wird auch die Power der PS5-Konsole angezapft, so bietet das Game nun native 4K-Ausgabe im Fidelity-Modus, Verbesserungen der Framerate und variable Bildwiederholfrequenz. Zu den grafischen Verbesserungen gehören feinere Texturen, verbesserte Modelle und stärkere Schattenperformance. Der DualSense-Controller wird mit haptischem Feedback und den adaptiven Triggern bei Waffengebrauch ebenfalls voll ausgenutzt. Die größte Ergänzung ist aber “Kein Zurück“, ein völlig neuer Roguelike-Survival-Modus: Darin gilt es, so lange wie möglich in jedem Durchgang zu überleben, während ihr euch durch eine Reihe von zufälligen Begegnungen mit verschiedenen Gegnern und Orten aus Teil 2 arbeitet, die alle in spannenden Bosskämpfen gipfeln. Einzigartige Gameplay-Modifikatoren können neue und unerwartete Herausforderungen bieten, während ihr um euer Leben kämpft.
Über den „Kein Zurück“-Modus
Anstatt wie für die Serie üblich ausschließlich mit Joel und Ellie zu spielen, bietet „Kein Zurück“ eine äußerst willkommene Neuerung. Denn in diesem Modus (zur Website) dürft ihr aus einer Vielzahl von Figuren aus The Last of Us Part 2 Remastered wählen, darunter noch nie zuvor spielbare Charaktere wie Dina, Jesse, Lev oder auch Tommy. Sie alle verfügen über einzigartige Eigenschaften, um eine Vielzahl von Spielstilen zu ermöglichen, und im Laufe des Spiels könnt ihr Skins für sie freischalten, die ihr anschließend im „Kein Zurück“-Modus verwenden dürft. Zufällige Begegnungen, ein Roguelike statt dem typischen Adventure: Wie spielt sich dieser Spielmodus nun tatsächlich? Nach mehreren Runden muss ich sagen: Wer auf den Kampfteil dieses Titels steht, bekommt mit „Kein Zurück“ ein unfassbar gutes Roguelike spendiert. Aber alles von Anfang an, denn ihr habt zu Beginn noch nicht viel zu tun.
Bei eurem ersten Start könnt ihr noch keinen Daily Run oder einen Custom Run anwählen, sondern müsst die Standard-Variante spielen. Sechs verschiedene Schwierigkeitsgrade stellen sicher, dass das Erlebnis euch angepasst ist und motivierend bleibt. Ihr könnt nur zwischen der ausbalancierten Ellie und der auf Nahkampf spezialisierten Abby wählen, und nach und nach schaltet ihr dann Dina, Jesse, Tommy und Joel respektive Lev, Yara, Mel und Manny frei. Diverse Herausforderungen, die sich teils dramatisch voneinander unterscheiden (heile dich durch Nahkampfangriffe, besiege diesen Boss, oder spiele einfach nur X Durchläufe), sind dazu da, damit ihr immer wieder etwas freischaltet oder dem nächsten Bonus einen Schritt näher kommt. Vom Grundsatz her wirkt das Ganze schon mal sehr durchdacht, doch das ist noch längst nicht alles – Naughty Dog gibt hier Vollgas.
Wie läuft „Kein Zurück“ ab?
Denn ihr befindet euch anfangs und zwischen den Runden stets in eurem Unterschlupf, der euch Heilung verschafft, euch eure Ausrüstung verbessern, Fähigkeiten freischalten und den nächsten Zug planen lässt. Erst, wenn ihr am Schwarzen Brett (denkt dabei etwa an GTA 5) euch für die nächste Route entscheidet, kommt der nächste Tag. Im Prinzip beantwortet der „Kein Zurück“-Modus auch irgendwo die Frage, was die Leute in The Last of Us Part 2 Remastered eigentlich in ihrem Alltag so machen. Mal gilt es, Plünderer aufzuhalten, oder Clicker zu beseitigen, oder auch manchmal nur eine Weile zu überleben. Das passt perfekt in die Geschichte und Stimmung des Spiels, und natürlich bringt euch der Modus an eine Vielzahl von bereits bekannten Umgebungen zurück. Wie im Grundspiel gilt es jedoch, allzumeist leise vorzugehen – Möchtegern-Rambos segnen früh das Zeitliche!
Jedes Mal, wenn ihr das Ziel dann erreicht (Welle besiegen, Feind beseitigen, zwei Minuten lang überleben, …), bekommt ihr dafür Belohnungen. So häuft ihr dann die aus der Kampagne bereits bekannten Komponenten frei, um entweder eure Ausrüstung hochzustufen oder euren Charakter zu verbessern. Letzteres behaltet ihr euch natürlich zwischen den Läufen oder nach eurem Tod bei, sodass „Kein Zurück“ euch immer und immer wieder mit Fortschritt belohnt – ein ganz klares Roguelike-Thema. Denn wenn ihr bei einer Mission mal sterben solltet, ist dieser Lauf beendet, und so ein Lauf besteht eigentlich immer aus sechs Konfrontationen nacheinander. Am Ende wartet auch gerne ein Bossgegner, den man entweder bereits kennt oder auch nicht. Dadurch, dass ihr hier aber in Wahrheit nur ein Leben habt, steigt da die Adrenalinrate enorm. Kann The Last of Us Part 2 Remastered da überzeugen? Ja!
Der Direktvergleich zur Normalversion
Sehr viel ist natürlich der PS5-Konsole und ihrer überlegenen Power geschuldet, dementsprechend ist auch The Last of Us Part 2 Remastered der PS4-Variante vorzuziehen. Zu cool sind die gesunkenen Ladezeiten, die besseren Lichtquellen und Schatten, die feineren Animationen und die erhöhte Bildrate. Das Game spielt sich äußerst flüssig und zeigt so eindrucksvoll den Unterschied zwischen den Konsolengenerationen. Lasst ihr allerdings den neuen Spielmodus außen vor und habt auch nur wenig Interesse an den Behind the Scenes-Ergänzungen, so ist dieses Remaster wohl kein hundertprozentig zwingender Grund, das Spiel erneut vollkommen von Anfang an durchzuspielen. Für mich persönlich hat das ausgereicht, aber ich wollte dem Game ohnehin nochmal einen Durchlauf gönnen – umso lohnender, wenn dann alles glatter, schöner und einfach besser aussieht und abläuft.
Warum gibt es The Last of Us Part 2 Remastered nun eigentlich, möchte man fragen? Die Antwort darauf ist so simpel wie einleuchtend. Bestehende Fans bekommen um einen geringen Betrag von 10 Euro eine schönere Version für die PS5 und einen neuen Spielmodus obendrein, alle anderen können nun eine Definitive Edition des Pflichttitels abstauben, und überhaupt ist nun die Technik (auch die Gesichtsmodelle und Figuren) mit dem Remake von Teil eins übereinstimmend. Sollte man sich nun entscheiden, die Geschichte von ganz vorne durchspielen zu wollen, ist das Erlebnis ein durchgängiges und die Gesichter bleiben gleich. Zudem bereitet das Ganze die Bühne für einen eventuell kommenden dritten Teil der Serie vor, denn warum sonst sollten sich Sony und Naughty Dog dazu entscheiden, ein grade mal dreieinhalb Jahre altes Game neu aufzulegen? Die Zukunft wird alles zeigen, ganz klar.
Besser, aber immer noch Last of Us 2
Wer sich The Last of Us Part 2 Remastered gönnt, um die Kampagne erneut oder zum ersten Mal durchzuspielen, wird viel Freude an dieser Version haben. Doch die grundlegenden Pacing-Probleme (wenn man sie so nennen mag), sind nach wie vor vorhanden. Beispielsweise kommt es ab der Hälfte des Spiels vor, dass ihr so manchen Spielabschnitt serviert bekommt, der mit der Story an sich nur wenig zu tun hat. Diese „gelange von A nach B“-Missionen lassen sich nun wie in den Stunden zuvor gelernt mit Schleichen, Töten aus dem Hinterhalt und kluges Ressourcenmanagement absolvieren, das dauert aber dann gefühlt länger als 90 Minuten. Wenn man dann zwei Mal das Nachsehen hatte, wird man irgendwann eine „egal“-Mentalität entwickeln und einfach blind durch den feindlichen Kugelhagel sprinten. Umso unpackbarer wird es, wenn genau diese Methode auf Anhieb funktioniert.
Das kann sich also ein wenig nach Spielstreckung anfühlen, vor allem, weil das reine Durchhasten eigentlich so gar nicht zum Setting und Feeling des Spiels passt. Genauso ist es immer noch der Fall, dass manche Feinde extrem gute Kugelschwämme sind, also einfach nicht niederzustrecken sind – ein Gräuel in einem Survivalspiel wie The Last of Us Part 2 Remastered, in dem jede Kugel mit Gold nicht aufzuwiegen ist. Aber man kann immer damit argumentieren, dass all dies Absicht von Naughty Dog ist und euch somit manchmal mit Gewalt zum Umdenken oder Ausprobieren zwingen will. Dem ist nichts entgegenzusetzen, und es ändert nichts an der Tatsache, dass diese Version des Spiels zweifelsohne die definitive Edition des Erlebnisses ist. Wenn euch die Reise von Joel und Ellie nur im Geringsten reizen sollte, gibt es keinen guten Grund dafür, nicht dieses Remaster zu erstehen.
Ist The Last of Us Part 2 Remastered es wert?
Um es kurz zu machen: Ja. Denn das vormalige Vollpreisspiel, das schon seine ganze Litanei an Preisen (zu Recht!) eingeheimst hat, ist nun um 50 Euro (UVP) erhältlich. Dazu gesellen sich eine noch beeindruckendere Grafik, eine technisch makellose Umsetzung, und ein cooler, motivierender Roguelike-Spielmodus obendrein. Damit nicht genug, wenn ihr das Spiel schon für die PS4 besitzt, kostet euch ein Upgrade auf The Last of Us Part 2 Remastered gerade mal 10 Euro. Das ist der Weg, möchte man sagen, und Naughty Dog hat hier eigentlich alles richtig gemacht. Mir ist bewusst, dass es bei der Ankündigung und nun auch vor dem tatsächlichen Release des Spiels immer wieder Unkenrufe gab, von Fans wie auch von Nichteingeweihten. „Was soll das?“, fragten sie, „wer braucht das?“, und „ist das Abzocke?“. Sie alle lagen so weit daneben – hier erscheint einfach nur die Deluxe-Version.
Vor allem im Direktvergleich mit der PS4-Version bleibt euch da mancherorts einfach nur der Mund offen stehen. Kaum Ladezeiten, eine noch bessere Grafik, das ist alles eine enorm runde Sache. Aber, aufgepasst: Auch, wenn an so ziemlich jeder Stellschraube gedreht und überall der Optimierungsstift angesetzt wurde, das Game ist nach wie vor das gleiche. Habt ihr also den Teil schon mal angespielt und für nicht überzeugend oder fesselnd befunden, so wird auch das Remaster nichts daran ändern. Aber all jene, die entweder so wie ich auf einen zweiten Durchlauf scharf sind oder das Game überhaupt zum ganz ersten Mal spielen wollen, haben eigentlich keine Wahl. Es gibt keinen guten Grund, sich nicht für The Last of Us Part 2 Remastered zu entscheiden, wenn die PS5-Konsole vorhanden ist. Würden alle Remaster-Versionen von Spielen diese Qualität aufweisen, dann wäre es genial!