The Sojourn Test (PS4): Gemütliches Puzzeln
In The Sojourn werdet ihr in eine ruhige Welt verfrachtet. Lest im Review mehr über den Mix aus RiME, The Witness, Bound und The Talos Principle! Hier geht’s zur Website des Spiels.
Der erste Eindruck von The Sojourn
Von Anfang an ist das Spiel äußerst gemächlich unterwegs. Ihr folgt zwei Lichtkugeln durch die Lande, die sich vor euren Augen aufbauen. Der Effekt hat etwas Meditatives und hilft beim Storytelling, das mit Hilfe von Low-Poly-Figuren vermittelt wird. Dunkle Flammen verfrachten euch in eine Schattenwelt, deren Kraft bei jedem Schritt wieder verbraucht wird. Da dies relativ rasch vonstatten geht, habt ihr nur eine begrenzte Schrittzahl, bevor ihr eure Dunkelenergie wieder aufladen müsst. Das ist zeitgleich das Rätselelement in The Sojourn.
„Wir öffnen hoffnungsvoll die Augen, doch erkennen wir nur, wie fremd uns die Welt doch ist.“
In der Ego-Perspektive wandert ihr durch die einzelnen Stages. Wenn ihr euch in der dunklen Welt befindet, werden Statuen „erweckt“ – das bedeutet, ihr könnt mit ihr euren Platz tauschen, sofern ihr euch in Sichtweite befindet. Nicht nur das, auch Brücken und Wege, die in der hellen Welt nicht sichtbar sind, materialisieren sich. Ähnlich wie in einem Walking Simulator erforscht ihr The Sojourn langsam, aber stetig. Sogar eine Geschichte hat es in das Spiel geschafft, die euch Schritt für Schritt vermittelt wird.
Das Leveldesign
Shifting Tides, das Entwicklerteam hinter The Sojourn, hat sich bei der Kreation der Umgebungen einiges gedacht. Kaputte Steinbrücken lassen sich durch Musik temporär wiederherstellen, zu diesem Zwecke könnt ihr Harfen in der Schattenwelt zum Spielen bringen. Doch auch diese verfügen nur über begrenzte Energie, ihr solltet euch also sputen, wenn ihr über eine Brücke lauft. Solltet ihr doch mal von einer Brücke fallen, werdet ihr entweder aufgefangen oder gleich wieder ins Spiel gebracht. In den Levels könnt ihr stets zurück, aber nach vorne schummeln geht nicht.
Unbegrenzt herumbewegen dürft ihr euch genauso wenig, denn manchmal kriechen Spitzen aus dem Boden, die euch in eurer Bewegungsfreiheit einschränken. Habt ihr schon ein wenig gespielt, kommen beispielsweise auch Duplikationskammern in das Gameplay. Sie erstellen eine Dublette eurer Statue, doch wenn ihr eine der beiden aus den Duplikatoren entfernt, ist die andere dahin. Ein Relikt wirkt etwa als Aufladepunkt, und Bonuslevels bringen euren Geist an seine Grenzen. The Sojourn bringt stetig eine neue Idee nach der anderen ins Spiel, bleibt aber meditativ und bewusst langsam.
Technisch und geistig ansprechend
The Sojourn bietet euch zwei Grafik-Modi: Der eine bietet euch die Priorität auf die Bildrate, was 60 Bilder pro Sekunde bedeutet. Der andere Modus priorisiert Grafik und bietet je nach TV-Gerät 4K-Auflösung oder zumindest Supersampling bei 30 Bildern pro Sekunde. Sowohl die Animationen als auch die einzelnen Modelle sind gut gelungen, optisch ist das Game wirklich gut. Die Akustik wirkt sehr entspannend und versucht euch trotz teils knackigem Schwierigkeitsgrad zu beruhigen. Ob das auch immer funktioniert, hängt natürlich von euch als SpielerIn ab!
Bei der Steuerung gibt es nichts zu bemängeln. Ihr habt stets einen weißen Punkt als Zielsucher in eurer Perspektive, somit wisst ihr genau, wann ihr womit interagiert. Die Analog-Steuerung von The Sojourn funktioniert ebenso prächtig, und so kann dieser Titel von allen Altersgruppen gespielt werden. Kleine Abzüge gibt es nur für die teils sehr kleinen Texte sowie das bewusst ultra-langsame Gehtempo der Hauptfigur. Es muss nicht gleich ein eigener Sprint-Button sein, aber derartige Gemütlichkeit ist schon bemerkenswert.
Fazit zum Spiel: Langatmig, aber knackig
The Sojourn ist eines jener Spiele, die man zunächst schnell abtun würde. Da tut sich nicht viel, Action ist dem Titel sowieso fremd, und die Geschichte wird ohne Worte erzählt. Doch lasst ihr euch erst einmal auf dieses Denkerlebnis ein, wird das Gameplay seltsam vertraut und faszinierend zugleich. Jede Herausforderungskammer bietet ihre ganz eigenen Möglichkeiten, wie ihr mit dem Problem des Weiterkommens umgehen könnt. Technisch macht das Game nichts falsch und präsentiert sich als zugänglich und wegen der einigen Mechaniken dann doch komplex zugleich.
Der größte Haken an The Sojourn ist sein beabsichtigt langsames Spieldesign. Ihr müsst wirklich in der Laune dazu sein, in aller Ruhe zu rätseln. Die Hauptfigur trabt äußerst gemütlich durch die Lande, und die comichafte Aufmachung bietet nur wenig Abwechslung. Seid ihr allerdings auf der Suche nach einem Walking Simulator, der nebenbei ein Rätsel-Element beinhaltet, könnt ihr hier beruhigt zuschlagen. Um etwa 20 Euro könnt ihr ein paar Stunden (inklusive der Herausforderungen und Bonuslevel) in gemütlicher Kulisse verbringen. Klingt das gut, dann ist The Sojourn etwas für euch!