Was ich von der Nintendo Switch halte
Was Nintendos neue Konsole angeht, teilt sich unsere Redaktion in zwei Lager. Auf der einen Seite Stefan und Jamsie, die der lieblosen Weder-Fisch-noch-Fleisch-Konsole keine allzu großen Hoffnungen für die Zukunft einräumen. Auf der anderen Seite stehen Mari, Mandi und ich, die als Nintendo Fanboys und -girls seit dem Windel-Alter an die japanischen HeldInnen ihrer Jugend glauben möchten! Nach dem heutigen Info Event zur Nintendo Switch möchte ich versuchen, meine rosa Brille abzulegen, und eine nüchterne Betrachtung auf das zu wagen, was Nintendo uns als die Zukunft des Gamings verkaufen will. Legen wir los:
299 Euro – gerechtfertigt?
Weder-Fisch-noch-Fleisch Konsole
299 Euro klingen erst mal recht fair für das, was man bekommt: Ein Gaming-Tablet mit zwei Input-Devices und einer Docking-Station. Wir haben einen Multitouch-HD-Screen, Motion Controller, Rumble-Packs, alle 3 Game-Modi (Docked, Tablet, Handheld) out of the Box, ohne Aufpreis mit dabei. Nintendo verkauft die Nintendo Switch vermutlich nahe am Selbstkostenpreis. So kann man das Produkt zum selben Preis neu auf den Markt werfen, den PS4 und Xbox jetzt kosten. In den billigsten Varianten, wohlgemerkt. Es gibt auch weit teurere Konkurrenzprodukte, mit mehr Speicherkapazität, Spielen und Controllern im Bundle, oder gleich die leistungsfähigeren 4K/HDR Inkarnationen.
Den Zirkus mit der Pro-Variante hat man sich diesmal glücklicherweise gleich geschenkt, was bedeutet: Es gibt EINEN Preis für EIN Produkt, das dann dafür Heimkonsole, Handheld und Party-Maschine in einem sein möchte.
Cartridges vs Online-Store vs internen Speicher
In diesem Punkt merkt man der Switch deutlich an, dass sie von Kompromissen geplagt wird. Cartridge-Games, wie auch der 3DS sie nutzt, sind eine logische Konsequenz des angepriesenen Handheld-Modus. Sie sind klein, robust und bieten mit bis zu 64 GB Kapazität auch den Platz, um große Spielwelten draufzupacken. Weitere Vorteile sind ihre deutlich schnellere Lesegeschwindigkeit, und die Möglichkeit, EEPROMs für Speicherstände und kleine Patches rein zu packen. Und was das Beste ist: Spiele müssen nicht erst auf der Konsole installiert werden.
Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Der interne Speicher der Switch, der sich Nintendo zufolge auf 32 GB beschränkt, reicht gar nicht erst aus, um große Patches, oder online gekaufte Spiele darauf zu speichern. Selbst, wenn man den Onboard-Speicher mit SD-Karten erweitert. Auf ein Terabyte, wie bei anderen Konsolen, kommt man auf diese Weise erst gar nicht. Wie genau Nintendo es anstellen will, einen bezahlten Online-Service zu erhalten, der drei Gratis-Spiele pro Monat zum Download bereitstellt, ist mir schleierhaft. Es kommt nicht von ungefähr, dass eines der ersten derartigen Spiele Super Street Fighter II ist. Ja genau, ein Prügelspiel aus den 90er Jahren. Das hat nicht sehr viel Speicherbedarf, und kommt auch mit dem wenigen internen Speicher der Nintendo Switch zurecht. Können wir also damit rechnen, dass Online überhaupt nur Virtual Console-, kleinere Indie- und Retro-Titel vertrieben werden? Ich befürchte schon. Dafür spricht auch noch ein anderes Argument
Die Akkulaufzeit
Zwischen 2,5 und 6,5 Stunden im Akkubetrieb? Was soll denn das für eine Angabe sein? 3 Stunden für Zelda: Breath oft he Wild lässt darauf schließen, dass es 2 Arten von Switch-Spielen geben wird: Einerseits die besagten Triple-A Titel mit großem Hunger nach Strom, und andererseits typische Mobile-Games wie Pokémon GO, die dann wohl etwas länger durchhalten. Sprechen wir mal über Triple-As, weil deshalb kaufe ich mir ja schließlich so eine Konsole. 2,5 – 3 Stunden Akku-Lebensdauer im Spielbetrieb unterbietet wahrlich die pessimistischsten Vorhersagen. Sogar ein NVidia Shield brachte es seinerzeit auf bis zu 4 Stunden Spielbetrieb. Ganz zu schweigen vom Nintendo 3DS. Das ist wohl auch der Grund, warum Nintendo die Switch gerne als Heimkonsole vermarkten möchte. Für Unterwegs Spielen geht „zur Not“ auch. Ich sehe schon die Marketing-Slogans vor meinem geistigen Auge: „Spiele einfach weiter, auch wenn Mama dich wieder mal zum Mullraustragen zwingt!“
Das Launch-Line-up: Traurig, aber wahr
Der Third-Party-Support spricht Bände
Das, was mir die Switch aber echt vermiesen könnte, sind die angekündigten Launch-Titel. Oder besser gesagt: Die NICHT angekündigten. Gerade einmal vier Games werden es zum Launch der Nintendo Switch in die Läden schaffen: Zelda: Breath oft he Wild, 1 2 Switch, Skylanders Imaginators und Just Dance 2017. Kein Super Mario-Titel, kein Sportspiel und keine wirklichen weiteren Zugpferde, um uns die ersten Monate zu versüßen. Das ist schon echt arg dürftig, und lässt auch tief blicken, was den groß angekündigten Third-Party-Support anbelangt. Beide Third-Parties, die in absehbarer Zeit erscheinen (Lego City und Skyrim) haben bereits 5 Jahre auf dem Buckel. Dem von EA für die Holiday-Season prophezeiten FIFA-Titel fehlt die Jahreszahl, was auf eine notdürftig angepasste Spezial-Version schließen lässt.
Einzig der Ausblick auf Super Mario Odyssey lässt auf einen sehr eigenständigen und kreativen Auftritt des italienischen Klempners hoffen. MarioKart 8 wird für sein Switch-Debut um den schwer vermissten Battle-Mode erweitert. Und Splatoon bekommt mit Teil 2 einen Nachfolger, der seinem Erstling optisch gleicht, wie ein Ei dem anderen. Minecraft, Just Dance, Sonic und jede Menge Japano-Gedöns sorgen dann ab Sommer für das übliche Grundrauschen. Mari hat eine komplette Release-Liste für euch zusammengestellt
Meine Prognose zur Nintendo Switch
Ich muss gestehen, dass auch mein (Freitag, dem 13. sei Dank) ersatzlos gestrichener Flug nach Frankfurt dazu beiträgt, dass meine Euphorie etwas gedämpft ist. Noch hatte ich die Switch nicht in der Hand, und mein Wissen reicht nicht aus, um ihre Möglichkeiten wirklich zu beurteilen. Nach dieser Präsentation glaube ich aber, dass Nintendo es sehr schwer haben wird, auf einem gesättigten Markt Fuß zu fassen.
Die Switch will eine Heimkonsole sein? Schwachbrüstig und mit lediglich wenigen Spielen zum Start ausgestattet, sehe ich da kein Land gegen Sonys und Microsofts etablierte Konsolen. Die Switch ist ein Handheld? Das hätte aufgehen können, wenn Triple-A on the Go Wirklichkeit geworden wäre. Es sieht aber stark danach aus, dass den Qualitätsproduktionen mit nur 3 Stunden Spielzeit schnell der Wind in den Segeln fehlen wird.
Als Party-Maschine im Geiste der Wii räume ich der Nintendo Switch daher noch das größte Potenzial ein, aber für 300 Euro? Nintendo ist in der Quadratur des Kreises gefangen, und die Stellschrauben für den Erfolg dieses Konzepts sind alle bis zum Anschlag festgedreht. Trotzdem wünsche ich mir, dass Nintendo mit der Switch Erfolg hat, auch wenn ich es, wie Stefan und James, nicht mehr so recht zu glauben wage.
Zum Preis: Ist die Konsole in Österreich billiger (Mehrwertsteuer oder so)? In Deutschland wird sie 329,99 kosten. Zum Speicher: Die monatlichen Spiele beim Online-Abo beschränken sich auf ein Spiel, das lediglich in dem entsprechenden Monat gespielt werden kann (zumindest ist das Feature so bei Nintendo beschrieben), danach fliegt das also eh wieder raus, da haben wir also nichts zu befürchten. 😀 Ich teile deine Skepsis aber. Hab mir die Konsole zwar vorbestellt, aber ich glaube nicht, dass sie ein besseres Dasein als die Wii U fristen wird, für die man ja auch nur wenige Spiele hat (die natürlich trotzdem super… Read more »
[…] Constructor auf den Markt brachte. Um dieses Jubiläum gebührend zu feiern, wurde ein Erscheinen auf der Nintendo Switch bekannt […]
[…] Spiele noch für die Nintendo Switch erscheinen, erfahrt ihr […]