Whodunit im magischen England: Cluedo: Harry Potter im Test
Ein Schüler aus Hogwarts ist verschwunden! In Cluedo: Harry Potter ist es an euch in die Rolle von Harry, Ron, Hermine, Ginny, Luna oder Neville zu schlüpfen und dem Verbrechen auf den Grund zu gehen. Wer steckt dahinter? Womit geschah es? Und wo wurde der Schüler angegriffen?
Fakten
Spieldauer: 60 – 120 Minuten
Personenanzahl: 3-5
Alter: 9 +
Inhalt: Spielplan, 6 Schülerkarten, 6 Spielfiguren, 29 Hilfekarten, 32 Dunkle-Kräfte-Karten, 21 Rätselkarten, 1 Notizblock, 40 Flohpulvermarken, 6 Marken mit Verdächtigen, 6 Marken mit Gegenständen, 1 Rätselumschlag, 1 grüner Würfel, 1 schwarzer Würfel, 1 Aufkleberblatt
Verbrechen im magischen England!
Zuerst wird der Spieplan ausgebreitet. Unter diesem befinden sich vier Drehräder, die so gedreht werden, dass das Wort “Start” zu sehen ist. Je nach Position des Drehrads öffnen und schließen sich bestimmte Türen, schwarze Male erscheinen und in Gebäuden kann plötzlich durch Kamine gereist werden.
Die Hilfe- und Dunkle-Kräfte-Karten werden separat durchgemischt und neben das Spielbrett gelegt. Nun erhält jedeR einen Zettel vom Notizblock, einen Stift, eine persönliche Hilfekarte und ein paar Prisen Flohpulver, die für Reisen von Kamin zu Kamin benötigt werden. Im Anschluss werden die Spielerkarten gemischt und eine davon gezogen: Sie zeigt den verschwundene Schüler. Dann bekommt jedeR eine von den übrig gebliebenen Schülerkarten und die dazugehörige Spielfigur. Die Spielfiguren kommen auf das farblich passende Startfeld des Spielplans.
Von jedem Rätselkarten-Stapel wird eine Karte genommen und in den kleinen Umschlag gesteckt – diese bilden den Tathergang.
Zu guter Letzt werden die Rätselkarten in drei Stapel, “Verdächtige”, “Gegenstände” und “Orte”, sortiert und gesondert gemischt. Von jedem Stapel wird eine Karte genommen und in den kleinen Umschlag gesteckt – diese bilden den Tathergang. Die übrigen Karten werden alle zusammen gemischt und an die SpielerInnen verteilt. Gibt es überschüssige Karten, werden sie aufgedeckt in den Fuchsbau (Mitte des Spielfelds) gelegt.
Auf dem Notizzettel kreuzt man alle Rätselkarten an, die man erhalten hat – sie können nicht im Rätselumschlag stecken. Im Laufe des Spiels werden mehr und mehr Kreuzchen hinzukommen, bis die drei letzten freien Felder auf dem Zettel verraten, welche Karten im Umschlag stecken müssen.
Wer war es?
Das Spiel läuft fast genau wie das ursprüngliche Cluedo ab. Ein Zug besteht aus folgenden Schritten:
- Zuerst werden beide Würfel geworfen. Der grüne zeigt die Anzahl an Schritten, die man gehen darf, der schwarze Würfel hat je nach Symbol unterschiedliche Aktionen zur Folge. Das Stern-Symbol lässt einen eine Hilfekarte ziehen, bei einem Ort-Symbol dreht man das entsprechende Rad unter dem Spielplan eine Position weiter. Sollte dadurch an einem Ort ein dunkles Mal erscheinen, zieht man eine Dunkle-Kräfte-Karte und führt deren Ereignis aus.
- Nun bewegt sich die Spielfigur: Entweder zieht man maximal so viele Felder weiter, wie es die gezeigte Zahl des grünen Würfels zulässt, oder reist für eine Prise Flohpulver von einem brennenden Kamin in einen beliebigen anderen.
- Als Letztes kann man entweder einen Verdacht aussprechen, eine Hilfekarte ziehen oder den Zug gleich beenden. Spricht man in einem Ort einen Verdacht aus, beschuldigt man einen Verdächtigen, einen Gegenstand und den Ort, in dem man steht. So z.B.: “Ich glaube, der Greifer ließ den Schüler durch den Liebestrank in Gringotts verschwinden”. Die anderen SpielerInnen müssen im Uhrzeigersinn beweisen, ob der Verdacht richtig oder falsch ist. Hat jemand eine Karte, die diesen Verdacht widerlegt, muss er sie dem Verdächtiger zeigen. – Nun kann man die hergezeigte Karte auf seinem Notizblatt ebenfalls wegstreichen und die Optionen werden so weiter eingeschränkt.
Wer sich sicher ist, das Rätsel gelöst zu haben, begibt sich in den Fuchsbau und erhebt Anklage. Ist die Anklage richtig, hat man den Fall gelöst und somit gewonnen.
Wie ein Sauberwisch 7 neben einem Nimbus 2000
Dieses Cluedo: Harry Potter ist nicht das erste seiner Art: Bereits 2008 brachte Hasbro eine Cluedo-Version heraus, die in der Welt von Harry Potter spielte, und die glaubwürdigere Szenarien sowie eine gelungenere grafische Gestaltung bot. Warum diese Version nicht einfach neu aufgelegt wurde, sondern einer verschlimmbesserten Fassung weichen musste, weiß ich nicht.
Die schlechte Umsetzung beginnt bereits beim Spielplan: Bewegen wir uns im Original-Cluedo in einem Haus, und in der Harry Potter-Version aus 2008 ausschließlich in Hogwarts, ist hier die Orts-Aufteilung höchst unsinnig: Weasley’s Zauberhafte Zauberscherze, das in der Winkelgasse liegt, steht direkt neben Hogwarts und die Heulende Hütte befindet sich direkt neben dem Zaubereiministerium. Das Spiel in einem einzigen Gebäude stattfinden zu lassen, würde den Spielplan viel schlüssiger machen.
In meinem ersten Testspiel wurde Neville Longbottom von Draco Malfoy in Weasleys Zauberhafte Zauberscherze mithilfe eines Liebstranks entführt.
Apropos unschlüssig: Auch einige mögliche Kombinationen des Tathergangs machen hier im Vergleich zur Version von 2008 viel weniger Sinn. So wurde in meinem ersten Testspiel Neville Longbottom von Draco Malfoy in Weasleys Zauberhafte Zauberscherze mithilfe eines Liebstranks entführt. Während dieses Szenario, wenn auch absurd, zumindest möglich wäre, gibt es einige Orte, zu denen die Täter gar keinen Zutritt haben: Bellatrix Lestrange erfuhr bis zu ihrem Ableben im siebten Band von Harry Potter nie etwas von der Heulenden Hütte. Und wie jemand in den Grimmauldplatz Nr. 12 gelangen soll, wo das Haus doch durch einen Fidelius-Zauber unter dem Schutz eines Geheimniswahrers steht, ist mir unbegreiflich. Je besser man in den Begebenheiten und Gesetzmäßigkeiten der Welt von Harry Potter bewandert ist, desto weniger sinnhaft kommen einem viele auftretende Szenarien vor. Und das bei einem Spiel, das in erster Linie für Fans dieser Lizenz gedacht ist!
Einige nette Elemente
Ein Element, bei dem ich froh bin, dass es von der Fassung aus 2008 übernommen wurde, sind die Drehscheiben, die hier keine Geheimgänge in Hogwarts öffnen und schließen, sondern Kamine entfachen und erlöschen lassen. Dadurch dass diese Ereignisse erwürfelt werden, gehört Glück dazu, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Feld zu stehen. Vorplanen lässt sich eine Reise durchs Flohnetzwerk also nicht. Dieses zufällige Element erhöhte für uns eindeutig Spannung und Spielspaß.
Nicht begeistert war ich vom schwarzen Würfel, dessen Seiten mit unscharf gedruckten Stickern beklebt werden müssen.
Am Schluss noch ein Wort zur Qualität der Spielmaterialien: Diese variiert von “naja” bis gut. Nicht begeistert war ich vom schwarzen Würfel, dessen Seiten mit unscharf gedruckten Stickern beklebt werden müssen. Bei einem Preis von ca. 40€ erwarte ich mich mir hier Bessereres. Die Spielmarker wurden vom normalen Cluedo übernommen. Hier wäre es schön gewesen, wenn die Spielfiguren auch die tatsächlichen Charaktere repräsentiert hätten. Seien es Miniaturen oder auch nur bedruckte Pappschildchen, die man in Standfüße steckt. Die Gestaltung der Spielkarten hingegen fand ich sehr stimmig, hier hat man sich sichtlich vom Design der Filme inspirieren lassen.
Mein Fazit zu Cluedo: Harry Potter
Cluedo: Harry Potter setzt sich für mich zwischen zwei Stühle. Wer mit Harry Potter nichts anfangen kann, wird sich eher ein Vanilla-Cluedo holen und wer Harry Potter liebt wird von dieser schlampigen Umsetzung enttäuscht sein. Wenn die Edition aus 2008 nicht nur noch online zu Mondpreisen von über 150€ verfügbar wäre, würde ich stattdessen diese empfehlen. Natürlich bleibt das zugrunde liegende Spielprinzip von Cluedo trotzdem unterhaltsam, darum gebe ich Cluedo: Harry Potter