X-Men Dark Phoenix Review: “Wie du deine Gaben nutzt, ist ganz dir überlassen”
In Dark Phoenix spielt Sophie Turner (aka Sansa Stark aus Game of Thrones) in der Rolle von Jean Grey die wohl mächtigste X-Woman aller Zeiten. Die Dark Phoenix Saga ist ohne jeden Zweifel eine der besten Comic-Stories. Ob das X-Men Universum aus dem Hause Twentieth Century Fox allerdings endlich dem Marvel-Standard gerecht werden kann, haben wir uns angesehen.
Das schwarze Schaf der Marvel-Filme
Bekanntermaßen werden die X-Men Filme seit jeher von 20th Century FOX produziert und gehören (auch nach der Übernahme von Disney) daher (noch) nicht zum beliebten Marvel Connected Universe. Leider können Xavier und Co. auch weiterhin nicht mit der guten Qualität der 11 Jahre umspannenden Story der Avengers mithalten. Bereits X-Men Days of Future Past und X-Men Apocalypse waren voller Plot-Löchern, fragwürdiger Charakter-Entwicklungen und vor allem verworrenen Zeitlinien ohne jeden Sinn und Ziel.
Auch X-Men Dark Phoenix ändert an diesen Aspekten leider nichts. Soweit wir es uns zusammenreimen können, dreht sich die Handlung in Dark Phoenix zum größten Teil um die selben Charaktere, die zum Teil bereits in X-Men First Class (2011) in den 1960er Jahren vorkommen. Charaktere wie Eric (Magneto), Charles Xavier (Professor X) und Raven (Mystique) müssten demnach (in den 90er Jahren) an die 60 Jahre alt sein, erscheinen allerdings, als wären sie maximal 8 Jahre gealtert. Ganz abgesehen davon, dass die 90er in Dark Phoenix eher wie das Jahr 2010 aussehen, ist die Timeline der X-Men Filme also weiterhin ein einziges Chaos.
Der Plot zwischen den Löchern
Gemäß der Comic-Vorlage ist der Phönix ein uraltes Wesen galaktischer Macht, das für die Entstehung des Lebens, wie auch dessen Auslöschung im Universum verantwortlich ist. Ebenfalls mit den Comics konform, wird dieses Wesen durch Jean Greys große Macht angezogen und fährt bei einer Rettungsmission im All in diese ein.
Während Jean nach 17 Jahren Training noch mit der Kontrolle über ihre üblichen Kräfte zu ringen scheint, kämpft sie nun damit, das galaktische Wesen unter Kontrolle zu halten. Inzwischen rotten sich Vertreter der Alienrasse… einer Alienrasse (der Name wird lediglich einmal kurz erwähnt und die Kontrahenten sind leider nicht mehr als generische Bösewichte) auf der Erde zusammen. Ihre Anführerin: Jessica Chastain. Ihr Plan? Den Phönix aus Jean zu übernehmen und die Erde damit zu ihrem neuen Zuhause zu machen, nachdem der Phönix ihren Planeten (wir nehmen an vor langer Zeit) zerstört hat.
Nach einigen Kontrollverlusten von Seiten Jean, lässt diese ihrem offenbar gesteigerten Temperament zunehmend freien Lauf. Unterdessen werfen die X-Men sich gegenseitig (meist relativ sinnlose) Anschuldigungen an den Kopf. Auch Magneto wird in die Handlung involviert, als Jean von ihm lernen möchte, keine Menschen mehr zu verletzen. Dennoch tut sie laufend genau das – zumeist ohne guten Grund.
Nachdem es mehrmals zu Auseinandersetzungen kommt, die stets durch völlig untypisches Verhalten der X-Men provoziert werden, ist ein großes Finale unausweichlich. Die Action sieht dabei gut aus, ist allerdings eher langweilig, da sie herbei gezwungen und vorhersehbar wirkt.
Verschwendetes Potential
Obwohl es in X-Men Dark Phoenix im Grunde darum geht, dass erst der Umgang mit Kraft über Gut und Böse entscheidet, scheinen sich die Produzenten des Films genau diese Lektion nicht zu Herzen genommen zu haben. Die Dark Phoenix Saga ist eine unserer liebsten Comic-Stories und wird hier leider völlig verschwendet.
Die Charaktere haben fragwürdige Motivationen, treffen unlogische Entscheidungen und die Entwicklung von Jean wird stark überhastet dargestellt. Der Plot ist vorhersehbar, die Kontrahenten der Helden generisch und man tut sich trotz gutem Cast schwer, auch nur einen der Charaktere sympathisch zu finden. Dark Phoenix unterstreicht ein weiteres mal, wie dringend die X-Men einen völligen Reboot nötig haben.