Zu wenig Geld, zu wenig Aussicht: Mojo hört auf, an smarten Kontaktlinsen zu arbeiten
Eines der Unternehmen, die an intelligenten Kontaktlinsen arbeiten, bricht Mojo Vision – 2022 noch voller Hoffnung – das Projekt ab.
Bye, bye, Mojo Vision
Letzte Woche kündigte Mojo Vision an, dass es “sein Geschäft verlagern und seine Ressourcen auf die MicroLED-Display-Technologie konzentrieren“ wird, die es während seiner Arbeit am Mojo-Objektiv (lest hier mehr darüber) entwickelt hat. Leider beinhaltet ein Teil dieser Entscheidung die Entlassung von rund 75 Prozent seiner Mitarbeiter (wohl an die 120 Personen) bei der Umstrukturierung. Der Grund für den Richtungswechsel besteht darin, dass Mojo nicht in der Lage war, weiterhin Geld zu sammeln, um an der intelligenten Kontaktlinse zu arbeiten. Die einbrechende Weltwirtschaft, die angespannten Kapitalmärkte und das fragliche Marktpotenzial für AR-Produkte haben zu einer Situation beigetragen, in der Mojo Vision keine zusätzlichen Mittel generieren konnte.
Als das Unternehmen das Mojo-Objektiv auf der CES 2020 vorstellte, war es eindeutig noch weit davon entfernt, auf den Markt zu kommen. Der 14.000-Pixel-pro-Zoll-Bildschirm in der Demoeinheit schien seine Aufgabe zu erfüllen, aber er musste an einen externen Akku und Prozessor angeschlossen werden – nicht gerade ideal, wenn man ihn tatsächlich auf Ihrem Auge tragen will. Im Juni 2022 veröffentlichte Mojo ein Video, das einen “feature-complete prototype” zeigt, der vom CEO getragen wird. In einem Blogbeitrag vom März sagte das Unternehmen, der nächste Schritt sei das typische Produkt-Testing im Sinne von umfangreichen Benutzertests und -analysen, Prototyping von Softwareanwendungen und allgemeine System- und Produktoptimierung.
Was heißt das für AR?
Selbst wenn Mojo in der Lage gewesen wäre, seine intelligenten Kontakte zu verkaufen, wäre es kein sicherer Erfolg gewesen. Während sich die Möglichkeiten wie Informationen, Richtungen und sogar das Vergrößern von Objekten direkt im Sichtfeld sich wie Science-Fiction anfühlen – wie reagiert ein Mensch darauf? Die Öffentlichkeit hat ja damals schon Google Glass weitestgehend abgelehnt, das war allerdings a) wesentlich markanter als eine Kontaktlinse und b) darüber hinaus mit einer Kamera ausgestattet. Dazu kommt die Konkurrenz aus den Häusern Meta und Apple, die an AR-Brillen arbeiten – während sich Brillen nicht unbedingt so futuristisch anfühlen wie intelligente Kontaktlinsen, könnten sie theoretisch ähnliche Funktionen in einem etwas anderen Formfaktor bieten.
Mojo wird auch nicht allein sein, wenn es darum geht, den MicroLED-Display-Markt zu bearbeiten. Große und bekannte Unternehmen wie LG und Samsung haben bereits Fernseher angekündigt, die diese Technologie nutzen, obwohl sie derzeit viel größer sind als die Displays, die M Vision gezeigt hat. Man spricht da von Geräten jenseits der 50 Zoll – also doch etwas Anderes als die dichten Panele, die man eventuell nah beim Auge tragen möchte. So oder so: Es trifft nicht das erste Unternehmen, das die Arbeit an augenbasierten Wearables einstellen musste. Verily, eine Subvention der Google-Muttergesellschaft Alphabet, unterbrach 2018 die Forschung zu Kontaktlinsen, die den Glukosespiegel eines Trägers überwachen können. Wo diese Reise hingeht, wird wohl die Zeit zeigen!