Wie passt der New 2DS XL in Nintendos Switch-Strategie?
Die Nintendo Switch ist gerade erst gelauncht, da kündigt Nintendo bereits seine nächste Konsole an. Den New 2DS XL. Ob die beiden Konsolen friedlich und wirtschaftlich koexistieren können, und was es mit dem neuen Handheld eigentlich auf sich hat, lest ihr in meiner ersten Einschätzung.
Im Jahr 2009 trat ein bis dahin völlig unbekannter Science-Fiction-Film einen regelrechten Hype los. Die Rede ist von James Camerons Avatar. Der Hype galt der bis dahin relativ nischenhaften 3D-Technologie. Plötzlich musste alles dreidimensional sein. TV-Hersteller riefen bereits ein neues Fernseh-Zeitalter aus, und lieferten massenweise 3D-TVs mit sperrigen Shutter-Brillen aus. Und Nintendo brachte den 3DS. Der 2011 erschienene Nachfolger des äußerst erfolgreichen DSi-Handhelds setzte auf einen auto-stereoskopischen Bildschirm zur Darstellung dreidimensionaler Spielwelten. Die besagten TV-Geräte erwiesen sich als veritabler Flop, und das 3D-Zeitalter im Wohnzimmer war vorüber, ehe es richtig begonnen hatte.
Der 3D-Rohrkrepierer
Auch wenn man dem 3DS keine Erfolgslosigkeit unterstellen kann, findet man heute kaum ein Gerät in freier Wildbahn, bei dem der 3D-Regler nicht auf „OFF“ gestellt ist. Nintendo reagierte, und veröffentlichte eine Variante des Handhelds ohne den namengebenden 3D-Effekt: den 2DS. Der hatte wiederum ganz andere Probleme, nämlich mangelnde Eingabemethoden, eine unergonomische Form und viel zu kleine Bildschirme.
Und zuletzt spendierte Nintendo dem 3DS noch ein Mid-Cycle-Update mir mehr Leistung und besserer 3D-Darstellung: den New 3DS (XL). Gerade mal ein paar Dutzend Spiele nutzen die Leistungsreserven des New 3DS, und auch die Beliebtheitswerte des 3D-Effekts stiegen kaum an. Die letzte logische Konsequenz wäre also der New 2DS XL, oder etwa nicht?
New 2DS XL oder Switch?
Es kam anders. Die als Nintendo NX angekündigte Konsolenrevolution lauerte schon am Horizont, und entpuppte sich als Heimkonsolen/Handheld-Hybrid in Form der Nintendo Switch. Der Erfolg bestätigt die Strategie dahinter, denn allein in ihrem ersten Monat verkaufte sich die Nintendo Switch sagenhafte 2,74 Millionen Mal – schneller als jede andere Nintendo-Konsole. Für Nintendo selbst stellt die neue Konsole eine tolle Möglichkeit dar, künftig beide Strategien, für Heimkonsolen und Handhelds, zu vereinheitlichen. Das spart Entwicklungskosten und verhindert Fragmentierung. Das Schicksal der Wii U ist ganz offiziell besiegelt, und man könnte meinen, auch die DS-Reihe sieht ihrem Ende entgegen.
Vorbote der Switch Mini
Aber Nintendo kündigt trotzdem noch den New 2DS XL an. Warum machen die JapanerInnen so was? Wenn ich einen Tipp abgeben müsste, dann vermutlich, um die Wartezeit auf die Switch Mini zu überbrücken. Denn die Switch ist erstens wesentlich teurer als Nintendos Handhelds, und zweitens für Kinderhände relativ schwer zu halten. Außerdem lässt sich die Switch kaum so schnell produzieren, wie sie sich verkaufen ließe. Es ist also anzunehmen, dass der New 2DS XL ein Lückenbüßer ist, um den umfangreichen Katalog der DS-Ära noch am Leben zu halten, bis die Switch in puncto Verbreitung von Hardware und Spielen mithalten kann. Es ist ein letztes Eingeständnis an den Bedarf einer 3D-losen Alternative, ohne die Kinderkrankheiten des ersten 2DS. Ich erwarte mir keine großen Spiele-Ankündigungen mehr für die DS-Familie. Wer neues Mario-, Zelda- oder Pokémon-Futter möchte, ist bei der Switch sicherlich besser aufgehoben. Wer kostengünstig in einen prallgefüllten Spielekatalog mit Ablaufdatum einsteigen will, kann mit dem New 2DS XL noch ein letztes Mal zuschlagen.