Mario Kart Tour Test (iOS): Hart am Limit
Mit Mario Kart Tour startet Nintendo einen neuen Versuch, am Mobilmarkt zu punkten. Was kann der mobile Ableger der Reihe? Lest das Review!
Mario Kart Tour: Die Übersicht
Nintendo hat hier keineswegs versucht, ein volles Erlebnis wie etwa auf der Switch auf iOS zu bringen. Vielmehr bekommt ihr mit Mario Kart Tour einen mobilen Ableger, der zwar ein paar Mechanismen von den großen Brüdern mitbekommt, aber keine Kopie ebenjener ist. Ein paar Ideen sind ganz gut gelungen, andere wiederum können meiner Meinung nach sofort in der Versenkung verschwinden. Aber alles der Reihe nach – ihr startet die App zunächst einmal. Wenn ihr euren Nintendo-Account mit Mario Kart Tour verbunden habt, geht es gleich los.
Dieses Game spielt sich linear ab, das heißt, ihr dürft einen Cup nach dem anderen in Angriff nehmen. Die Cups sind so aufgeteilt, dass ihr drei Rennen und eine Geschicklichkeitsübung bewältigen müsst. Bei den Rennen gilt allerdings nicht mehr nur die Platzierung, sondern auch eure Fahrweise und eure Auswahl. Habt ihr am Ende des Wettstreites genügend Punkte gesammelt, erhaltet ihr dafür Sterne, die ihr zum Weiterkommen in Mario Kart Tour benötigt. Und je höher der Schwierigkeitsgrad (50/100/150/200 ccm), umso höher auch eure Belohnungen für einen Sieg. So weit, so gut.
Vor einem fahrerischen Wettstreit
Drei Dinge gilt es vor einem Rennen auszuwählen. Zunächst einmal die Spielfigur – sie entscheidet, ob ihr einen, zwei oder drei Gegenstände pro Item-Box erhaltet. Hier spielt der Zufall eine Rolle: Habt ihr etwa Super Mario als Fahrer, könnt ihr in SNES Marios Piste 1 drei Items pro Box ergattern. Wenn nicht, habt ihr Pech und müsst euch mit FahrerInnen begnügen, die entweder zwei oder gar nur einen Gegenstand erhalten. Das Kart entscheidet dann, ob ihr doppelte, eineinhalbfache oder einfache Aktionspunkte für eure Aktionen erhaltet.
Zu guter Letzt wählt ihr dann noch einen Gleitschirm aus. Dieser verhilft euch entweder zu einfachen, doppelten oder dreifachen Serienboni, wenn ihr ein paar Stunts nacheinander vollführt. Vor dem Start könnt ihr dann noch die Anzahl der ccm auswählen, und je höher die Zahl, umso schneller das Gameplay. Rasch werden dann andere Teilnehmer gesucht, und dann geht es auch schon los. Nach dem Rennen erhöhen sich dann die Erfahrungspunkte für eure Figur, euer Kart und euren Gleiter (so werdet ihr stärker), und es gibt Sterne und Münzen.
Fahren und andere Dinge
Viel wichtiger als die Mechanismen im Hintergrund ist aber, wie sich Mario Kart Tour spielt. Hier warten zwei verschiedene Steuerungarten auf euch. Entweder lenkt ihr durch Wischen, oder ihr driftet gleich damit. Während das Lenken als „Einsteigermodus“ und das Driften als Standard tituliert wird, ist es trotzdem ratsam, im Einsteigermodus zu bleiben. Zwar könnt ihr mit dem Driften die aus Mario Kart 8 und anderen Ablegern bekannten Mini-Turbos zünden, aber mehr Spaß macht einfach das normale Lenken. Darüber hinaus könnt ihr Hindernissen genauer ausweichen. Die Steuerung mittels Bewegungssensor empfinde ich als nicht gelungen.
Durch Wischen mit dem Finger oder Neigen des Geräts steuert ihr eure Figur durch die liebevoll gestalteten Welten, und ganz serientypisch gibt es auch Abkürzungen oder künstliche Probleme in Form von Tieren, Röhren und dergleichen. Gegenstände werden gleich hinter dem Kart gehalten, und Windschatten ist für Überholmanöver wirklich wichtig. Steigt ihr nach dem Rennen im Level auf, bekommt ihr Rubine, die ihr wiederum für das Ziehen neuer Charaktere, Karts und Gleiter verwenden dürft. Die Lootbox-Mechanik ist stark in Mario Kart Tour, ihr könnt also kaum gezielt etwas kaufen. Dafür ist der Titel gratis, also was will man erwarten?
Besondere Challenges
Jeder Cup hat dann noch eine besondere Herausforderung, wie etwa den Turbostart zu perfektionieren, durch Gumbas zu rasen oder Sprünge zu meistern. Das bringt ein wenig Abwechslung in den Alltag von Mario Kart Tour, obwohl sie eigentlich nicht nötig ist. Das Spiel macht grundsätzlich Spaß und erfreut die Fans der Mario Kart-Serie. Ranglisten können euch zusätzlich motivieren und dürfen natürlich nicht fehlen. Wer will, kann in einem folgenden Update auch den Mehrspieler-Modus nutzen, der aber zum Zeitpunkt des Reviews noch nicht verfügbar war. Allerdings ist der Shop bereits von Anfang an verfügbar, und der ist einen eigenen Absatz wert.
Der Alptraum aller Mobil-SpielerInnen, die In-App-Käufe fürchten, ist hier wahr geworden. Mit In-Game-Münzen könnt ihr die Angebote des Tages durchstöbern, das ist in Ordnung. Doch Rubine mit Preisen bis zu 75 Euro, ein Set mit einem Fahrer und Sternentickets um 22 Euro sowie ein Gold-Pass, der 5,49 Euro im Monat kostet und somit teurer als Apple Arcade ist, wird mir ganz anders. Ja, es ist nichts davon notwendig, um in Mario Kart Tour weiterzukommen, aber man staunt nicht schlecht, wenn man den Shop zum ersten Mal betritt. Was soll das, Nintendo?
Grafik und Sound
Mario Kart Tour bietet ganz Nintendo-typisch keine fotorealistische Optik an. Vielmehr wird das Hauptaugenmerk auf die bunte, süße Grafik gelegt, die man an anderen Mario Kart-Ablegern kennen und lieben gelernt hat. Auch die Sound-Abteilung hat hier alles andere als gespart, die einzelnen Soundeffekte für jeden Charakter, aber auch die Hintergrundmelodien treffen voll ins Schwarze. Es gibt kaum Ladezeiten, und so könnt ihr, wenn ihr wollt, eine Runde nach der anderen spielen. Das trifft den Zeitgeist von iOS-SpielerInnen voll und motiviert zu „nur noch fünf Minuten“.
Was die Steuerung angeht, so bin ich ein wenig mit der Standard-Einstellung unglücklich. Sie wird zwar als Profi-Werkzeug verkauft, doch gerade, wenn es ums Ausweichen von Krabben oder das Nutzen des Windschattens geht, ist die als Anfänger-Einstellung verlachte Lenkung um Welten überlegen. Das zwingt euch dazu, beim erstmaligen Start von Mario Kart Tour auf eigene Faust durchzuprobieren und euch zwischen Lenken, Driften (durch Wischen) oder Steuerung durch Neigungssensor zu entscheiden. Das hätte man besser lösen können, spielbar ist das Game aber allemal.
Mario Kart Tour: Kriegt noch so die Kurve
Ich kenne die Reviews von KollegInnen aus der Branche und muss sagen, dass viel von der Kritik am Spiel unverdient ist. Ja, Mario Kart Tour bietet horrend teure Rubin-Pakte an, und das Gold-Pass-Abo ist nochmal eine ganz eigene Geschichte. Doch die Spielmechanik, sofern ihr die Steuerungsarten durchprobiert und euch für die passende entschieden habt, ist eine gute, und die einzelnen Rennen machen einfach Spaß. Klar ist da und dort ein wenig Unfairness dabei, doch sagt mir, in welchem Mario Kart-Ableger läuft schon alles gerecht ab?
Die Grafik und die Akustik machen Mario Kart Tour wirklich zu einem Ausnahmetitel, der noch dazu gratis ist. Ich persönlich verstehe den Aufruhr um die Lootbox-Mechanik wirklich nicht, schließlich sieht man hier keine einzige störende Werbung oder hat Timer vor sich, die euch beim Weiterspielen hindern. Trotzdem muss man sagen, dass hier ein wenig zu tief in die Zufalls-Trickkiste gegriffen wurde. Ich bin schon gespannt, wie Nintendo hier nachbessern wird – wenn Animal Crossing: Pocket Camp ein Indiz dafür ist, wird auch Mario Kart Tour ein klasse Game. Doch derzeit, ohne Mehrspieler, bekommt der Titel von mir „nur“