Splatoon 2 (Switch) im Test – Durch die rosa-grüne Brille
Splatoon für die Nintendo Wii U war ein Titel, mit dem kaum jemand gerechnet hatte. Ein Shooter vom kinderfreundlichen Mario-Konzern? Ohne die marketingtaugliche Zugkraft bekannter Figuren anderer Nintendo-Welten? Trotz dieser offensichtlichen Wagnisse entpuppte sich das knallbunte Farbspektakel als erfrischend kompetitiver Multiplayer-Spaß. Doch anstatt den Titel wie Mario Kart 8 einfach für die Switch zu portieren, ging Nintendo noch ein weiteres Wagnis ein. Nur zwei Jahre nach dem Vorgänger wurde kurzerhand Splatoon 2 angekündigt. Mit ähnlicher Grafik, den gleichen etwas generischen Inklingen und zum Verwechseln ähnlichem Gameplay. Da stellt man sich zurecht die Frage: Was ist Neu an Splatoon 2? Nun, dieses Review könnte etwas Farbe ins Dunkel dieser Frage bringen.
Splatoon 2 vs Overwatch
Splatoon 2 erscheint am 21. Juli 2017 exklusiv für die Nintendo Switch. Dazu passend wird es auch einen Pink/Grün gebrandeten Pro-Controller, sowie Pink/Grüne JoyCon zu kaufen geben. Rechtfertigt die junge Multiplayer-Marke einen solchen Tamtam? Schließlich wird man ab 2018 20 Euro extra pro Jahr für die Online-Modi des Spiels bezahlen müssen, denn dann wird Nintendos Online-Aboservice kostenpflichtig. Und spätestens dann muss Nintendo sich in Puncto Langzeitmotivation, Zugänglichkeit, Content-Nachschub und Belohnungen mit einem schier übermächtigen Konkurrenten Messen: Blizzards Overwatch. Ob es Splatoon 2 gelingen wird, in der Gratis-Phase eine möglichst breite SpielerInnen-Basis zu aktivieren?
Splatoon: Was bisher geschah
Inklinge können die Form von Tintenfischen annehmen
Für SpielerInnen, die Splatoon nicht gespielt haben, ein kurzer Crashkurs. Ihr schlüpft in die Rolle eines Inklings. Diese Teenagergroßen GesellInnen sind mit Panzerknacker-Masken, Tentakelfrisuren und coolen Outfits ausgestattet. Darüber hinaus können Sie aus einem breiten Arsenal diverser Waffen wählen, um sich gegenseitig in Revierkämpfen mit Tinte zu besprühen. Dabei können Inklinge die Form von Tintenfischen annehmen, und sich durch vollgespritzte Gebiete der eigenen Farbe schwimmend fortbewegen. Beim Untertauchen in der bunten Masse füllen die kleinen KombattantInnen gleichzeitig ihren mitgetragenen Tintenfüllstand wieder auf. Die so gewonnene Farbe kann dann über diverse Waffen, Wurfgeschosse und Spezialmanöver wieder über die Kampfarenen verteilt werden. Je vier Inklinge bilden ein Team im Multiplayer-Kampf. Es gilt, Mitglieder des gegnerischen Teams durch geziehlte Tinten-Schüsse unschädlich zu machen, sowie den größeren Teil der weitläufigen Arenen mit der eigenen Farbe zu besprühen.
Gameplay
Somit schafft man sich die Grundlage für den eigenen Munitionsnachschub, schnelle Fortbewegung und Deckung, in der man untertauchen kann, wenn‘s brenzlig wird. Bei Feindkontakt kann diese Unterlage zum eigenen Vorteil genutzt werden. Doch wer zu lange unter der Oberfläche verbringt riskiert, dass der Gegner zwischenzeitlich die Gegend umfärbt. In der Tinte des gegnerischen Teams bewegt sich der eigene Inkling entsprechend langsamer, und kann nicht mehr abtauchen. Diese Komponente machte Splatoon-Partien zu einer ganz eigenen Shooter-Erfahrung. Und das Prinzip bleibt auch in Splatoon 2 weitestgehend unverändert.
Auch im zweiten Teil blickt ihr eurem Schützling in der Third-Person-Perspektive über die Schulter, und hüpft, rennt und taucht durch hippe Levels, die durch Skate-Parks, urbane Stadtviertel, und viel Jugendkultur inspiriert sind. Doch bevor es soweit ist, will der eigene Avatar erst einmal entsprechend ausgestattet werden. In der Hubwelt Inkopolis stehen dafür diverse Shops und Händler bereit. Für erspieltes Geld könnt ihr neue Schießeisen, hippe T-Shirts und Hüte, sowie flotte Sneaker erwerben. Die Gegenstände bieten nicht bloß optische Anreize, sondern verstärken auch die eigenen Attribute wie Schwimm-, Schuss- und Respawn-Geschwindigkeit. Manche Gegenstände setzen eine bestimmte Stufe voraus, die man durch Erfahrungspunkte aus Multiplayer-Schlachten erhöhen kann. Dieser Prozess gestaltet sich schon etwas langwierig, da man gerade als blutiger Anfänger bis zu 10 Matches pro Stufenaufstieg absolvieren muss. Der Spaß geht aber erst mit Level 10 so richtig los, denn dann erhält man Zugang zu Ranglisten-Spielen.
Spielmodi
Salmon Run heißt der neue PVE-Modus in Splatoon 2
Dort warten dann weitere Spielmodi wie der Herrschaft-Modus, Turm-Kommando oder Operation Goldfisch darauf, ausprobiert zu werden. Die Modi sind weitestgehend aus dem ersten Teil übernommen worden, und Abwandlungen bekannter Shooter-Konzepte wie Capture-the-Flag oder Domination. Interessanter ist da schon der neue PVE-Modus von Splatoon 2, namens Salmon Run. Darin tretet ihr mit drei weiteren Inklingen in eigens dafür designten Arenen gegen Horden stinkender Salmoniden an. Das Fisch-Ungeziefer will in Zaum gehalten werden, in dem man Fischeier sammelt und sicherstellt. Selbstredend, dass die wütenden Kiemenatmer was dagegen haben. Neben wimmelnden Creeps bekommt ihr es auch mit riesigen Boss-Gegnern zu tun, die koordiniertes Vorgehen und Spezial-Taktiken erfordern. Als Belohnung für absolvierte Salmon-Runs winken Items, die auch in anderen Multiplayer-Modi nützliche Boni verleihen.
Singleplayer
Auch in Splatoon 2 ist wieder ein Singleplayer-Modus namens Helden-Modus dabei, in dem ihr auf die alte Bekannte Limone trefft. Hier erlernt ihr die Grundlagen des Spiels, und erhaltet neue Waffen und Gegenstände von Arty. Interessante BossgegnerInnen wie ein tentakelbewährter Brotofen erfordern Geschick und kreative Problemlösungsstrategien. Eine großartige Handlung oder mehr Hintergrundgeschichte zu eurer Figur dürft ihr euch dabei aber nicht erwarten.
Technik und Grafik
Natürlich ist die Grafik von Splatoon 2 keine Offenbarung. Allerdings setzt Nintendo auf konstante 60 FPS, die Dank einer adaptiven Auflösung zwischen 936p und 1080p auch jederzeit erreicht werden. Die Auflösungs-Reduktion in besonders hektischen Szenen fällt dabei kaum auf. Auch im Handheld Modus, der ob des Switch-Screens ohnehin maximale 720p anzeigen kann, fällt die gelegentliche Unschärfe nicht so sehr ins Gewicht. In der Hubwelt gönnt sich die Engine dann aber doch eine Verschnaufpause in Form einer FPS-Halbierung.
Augenscheinlichstes Sahnehäubchen der Switch ist die Farbe. Diese verteilt sich nun noch homogener und natürlicher über die Levelböden. Die Farb-Übergänge wirken plastisch und klebrig, und Farbspritzer vermitteln ein befriedigendes Gefühl von Matschigkeit und Opulenz. Auch beim Lighhting legt die Engine nochmal ein ordentliches Schippchen nach. In Splatoon 2 werden nun alle Schattenwürfe in Echtzeit berechnet. Dadurch entsteht ein sehr klarer und eigenwilliger Look, der Splatoon 2 visuell auf Augenhöhe mit anderen Switch-Titeln wie ARMS oder Mario Kart 8 Deluxe rangieren lässt. Dass es sich um ein typisches Nintendo-Spiel handelt, steht zu jedem Zeitpunkt außer Zweifel.
Fazit zu Splatoon 2
Das Gameplay ist schnell, fordernd, und wogt elektrisierend hin und her
Splatoon 2 macht, was auch schon der erste Teil tat: Es macht fast alles Richtig. Das Multiplayer-Gameplay ist knackig schnell, fordernd, und wogt dank der Tinten-Komponente elektrisierend hin und her. Helden-Modus und Salmon Run runden das Gesamtpaket gelungen ab. Wenn man an Splatoon 2 etwas bemängeln möchte, dann auf hohem Niveau. Eine einmal betretene Multiplayer-Lobby kann man auf eigenen Wunsch nicht mehr verlassen, sondern muss warten, bis das Match beginnt, oder der Timer um ist. Schade ist auch, dass man zwischenzeitlich keinen Waffen- und Itemwechsel mehr vornehmen kann. Die Eingänge zu den jeweiligen Spielmodi in der Hubwelt Inkopolis sind wenig selbsterklärend, und erfordern Einarbeitung. Die Levelphase bis zu den interessanten Multiplayer-Spielmodi ist meines Erachtens etwas zu lang und monoton geraten. Ab Level 10 entfaltet Splatoon 2 aber sein volles Potenzial, und macht insbesondere mit Freunden extrem viel Spaß. Ob ich dank Splatoon 2 meine Overwatch-Karriere an den Nagel hängen werde? Abwarten. Nintendo wird Splatoon 2 laufend weiterentwickeln und verbessern. Und ob die Tintenfische in eine rosig-grüne Zukunft blicken, hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie schnell das Spiel eine lebendige Community um sich scharen kann. Die Weichen seitens Nintendo sind jedenfalls schon mal gestellt!